Freitag, 3. September 2010

schon wieder Mathematik


Heute erste Stunde Mathe. Das nenn ich ´nen Tagesbeginn. Wir hatten zwar erst zur Zweiten, aber dennoch. Mathe. Mit der Mathelehrerin. Es ist zwar etwas peinlich, aber ich sitze in der 9. Klasse und kann nichts- sicher auch weil ich nicht verstehe was ich machen soll. Nach Mathe hatten wir Englisch und haben einen Test geschrieben. Oder besser ich habe geschrieben und die anderen abgeschrieben. Es war sehr einfach….ein paar Zeitformenwiederholungen, wenn ich nicht geschusselt habe wird es eine fünf. Danach quälten wir uns durch 45 min Informatik.
Ich hatte zuvor noch nie etwas vom Programmieren bzw. der Programmiersprache gewusst, da ich Informatik das letzte mal in der 7. Klasse hatte. Nun jetzt hatte ich es. Schrecklich. Aber da muss ich wohl auch irgendwie durch. Wir wurden über den Umgang mit den Computern belehrt und mussten dies bescheinigen. Auf dem Zettel hatte folgendes zu stehen: Name, Vorname und Abstammung. Also schrieb ich zum ersten Mal in meinem Leben folgendes: R., Charlotte, Udovna. Das ist kein Scherz- hier bin ich unter Anderem eine Udovna- eine Tochter des Udo. Klingt witzig…Udovna. Bei der Unterschrift vergaß ich, dass ich diese besser auf kyrillisch tätigen sollte und unterschrieb wie gewohnt. Meine so fremdartige Unterschrift sorgte für helle Begeisterung unter meinen Banknachbarinnen. Übrigens arbeitet man hier in Mathe und Informatik mit lateinischen Buchstaben.
Danach hatten wir Deutsch. Endlich mal ein Fach welches ich beherrsche. Die Deutschlehrerin spricht gut. Sie fragte mich woher ich komme und wie lange ich hier sein werde. Auch bemerkte sie, dass sie gehört habe, dass ich gut russisch könne und fragte dies bezüglich wie lange ich schon lerne. Ich fühlte mich geehrt und antwortete wahrheitsgemäß. Da die Klasse er ein Jahr Deutsch lernt wurde erst mal wiederholt, was in den Sommerferien vergessen wurde. Wir sprachen also das Alphabet durch und machten Wortsprechübungen. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Denn zum Beispiel aus einem München wird im russischen Deutsch ein Miünchien. Ich musste noch ein paar Texte vorlesen und obwohl ich langsam und deutlich las, sahen mich alle an, als käme ich von einem anderen Planeten. Deutsche Wörter/Sätze die hier viele können sind : „eins, zwei, drei, und ich liebe dich“ Wobei das „ch“ wie bei dem Wort „Kuchen“ ausgesprochen wird.
Danach noch eine Stunde- ich sehe schon Freitag wird mein Lieblingstag. Unangekündigter Test. Na klar! Ich schreib gern mit leichtem Fieber, Kopfschmerzen und Husten einen unangekündigten Mathetest, von dem ich nichts verstehe… Aber ich musste durch, denn Ksjoschas frage, ob ich unbedingt mitschreiben müsse wurde mit einem verbissenen „Ja!“ beantwortet. Zwecks dessen wurde ich sogar noch umgesetzt. Ich sitze in Mathe jetzt neben einem schadenfrohen Jungen. Überhaupt sind alle Kerle in der 9. schrecklich pubertierend…schmeißen mit Fliegern und verprügeln sich. Schrecklich. Da lob ich mir meinen tussigen Bekanntenkreis. Apropos hier habe ich ein Bild- damit ihr ne Vorstellung bekommt wie lang die Haare vieler Mädels hier sind. Das zweite Bild zeigt eine normale 9. Klässlerin…sie trägt ein kurzen Rock und Absatzschuhe…




(Seht genau hin! Die Haare reichen bis zur Hüfte!)




Ich versuchte die Aufgaben zu lösen- aber ich verstand nicht, was sie von mir verlangten. Termumformung? Ausklammern? Soll ein Ergebnis rauskommen? Irgendwann schrieb ich hin. „ Ich weiss nicht, was ich machen soll. Entschuldigen Sie.“ Ich hoffe die Mathelehrerin bringt mich deshalb nicht um. Nach der Schule ging es nach Hause- in einem schrecklich zugestopften Bus. Aber das ist hier normal. Übrigens fährt der Fahrkartenkontrolleur immer mit, um gleich abkassieren zu können- sollte man in Deutschland auch mal einführen…
In der Wohnung angekommen aßen wir und machten Hausaufgaben. Mathe versteh ich immer noch nicht. Sehr deprimierend. Danach schauten wir Vampire Diarys auf russisch. Das ist die Serienausstrahlung von Twilight. Ich find diese Sendung schon auf deutsch schwachsinnig aber mit russischer Synchronisation wird die Angelegenheit fast lächerlich. Aber ich mache gern alles mit- schließlich bin ich hier um das Russische Alltagsleben kennen zu lernen. Dann kam meine Gastmutter mit Dascha nach hause. Stolz zeigte sie mir wie gut ihr der von mir geschenkte Schal steht und erklärte sie hätte ihn heute getragen. Dank Dascha hatte die angenehme Ruhe hatte ein Ende. Sie hielt und wie gewöhnlich auf trab. Immer noch finde ich die kleine zum knutschen. Vor allem wenn sie einem Anweisungen gibt. Man sitz am Essenstisch und sie sagt: „Los iss!“ „Du hast es nötig!“ Oder wenn man die „Oma“ begrüßt: „Bleib da stehn! Du musst Omi begrüßen!“ Sie ist schon sehr niedlich. Wie immer wurde ich von meiner Gastmutter mit Süßigkeiten vollgestopft. Ich muss hierbei mal anmerken, dass nicht alles russische Konfekt schlecht schmeckt- zu meinem Pech ist auch das Gegenteil der Fall. Danach legte meine Gastmutter fest, dass ich von nun an in der Schulkantine mitessen würde- zum Glück arbeitet diese am Samstag nicht, also würde ich morgen vor ihr verschont werden. Ja richtig! Ich werde morgen in die Schule gehen. Seltsam. Aber hier ist es normal. Vermutlich hat man hier deshalb so viele Ferien und Feiertage- irgendwie muss man die zerschuftete Jugend wieder aufheitern…
Als ich erneut husten musste, ging Ksjoscha zu ihrer Mutter und erzählte ihr mir ginge es schlechter. Darauf hin musste ich eine Tablette einnehmen und mit Solelösung meine Nase ausspülen. Ich war gerade am ausspülen, als Dascha die Tür öffnete und mir ein niedliches Lächeln, welches viele kleine Milchzähne zeigte, schenkte. Sie fragte : „Was machst du da?“ Da ich nicht wusste was meine Aktivität auf Russisch heiß sagte ich nur : „Frag Ksjoscha“ Sie fragte. Ksjoscha antwortete. Ich spülte aus. Sie kam erneut rein, fragte wieder…ein erneuter Teufelskreis… Irgendwann gab man ihr Süßigkeiten und sie war still. Ich glaube es gibt keinen niedlicheren Anblick als ein Kleinkind, welches sich zufrieden, mit Schoko verschmierter Schnute ein Konfekt nach dem anderen reinstopft und dabei zufrieden lächelt. Ihre „Oma“ kam und holte sie ab. Zuvor analysierte sie noch meinen Vornamen.

Er passt nicht zu meinem Geburtstag.

Ich bin neugierig.

Ich bin ein Arbeitstier.

Wieder halte hiervon jeder, was er will. Dascha verabschiedete sich von allen- nur mich wollte sie nicht umarmen- obwohl sie mir sonst ständig um die Beine sprang. Ich machte mir nicht viel aus…wenigstens ist sie ehrlich.
Eine angenehme Ruhe stellte sich ein und meine Gastmutter erklärte, dass morgen nach der Schule putzen angesagt ist. Klasse…da freu ich mich…
Ksjoscha und ich schauten noch eine Folge Dr. House auf russisch. Sehr witzig. Wenn zu Beginn der Serie die Namen der Schauspieler eingeblendet werden, liest ein Sprecher diese vor- immerhin sind die Namen in lateinischen Buchstaben geschrieben. Die Synchronisation lässt mich schmunzeln. Im Hintergrund ist der amerikanische Originalton wahrnehmbar.
Anschließend nahmen wir unsere übliche 4. Mahlzeit ein und meine Gastmutter sagte wie immer in 1000- facher Wiederholschleife: „Iss, Iss!“ …Wehe ihr nennt mich Moppelchen, wenn ich wieder zu Hause bin…
Bevor ich schlafen ging trank ich noch einen Tee. Meine Gastmutter sagte er sei gut für mich…ich trank ihn, obwohl vom Teewasser aufgedunsene Rosinen darin schwammen. Zwar lecker aber unheimlich. Denn ich hörte sofort auf zu husten. Ich schlief wie ein Baby….

Tagesfazit: Naturheilmittel können doch anschlagen. (insofern nichts Anderes dem Tee beigemischt war)

PS.: Meine Gastmutter erzählte mir sie habe in den Nachrichten gesehen dass in Deutschland Feuer ist….was bitte ist bei euch los?!

Eine Nachricht an:

Mama, Papa, Schnubbi, Oma, Opa, Mario

Ihr fehlt mir alle- um nicht zu sagen ich vermisse euch. Aber immer wenn ich einen Blogeintrag fertig habe, merke ich wie bemüht hier alle sind und dass es mir im großen und ganzen gut geht. Ich versuche gesund zu werden- versprochen. Ich hab euch lieb!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen