Als Ksjoscha und ich heute am Morgen das Foyer der Schule betraten, standen drei Jugendliche unter dem großen „welcome“ Schriftzug und wünschten allen einen "guten Morgen". Für mich war es etwas irritierend - ein Begrüßungskomitee gibt es an meiner deutschen Schule nicht. Ksjoscha meinte, einmal in der Woche sei immer eine andere Klasse dran mit Begrüßen- also auch bald wir…
Die erste Stunde war Geometrie angesagt. Keine Lust! Nicht nur, dass die Mathelehrerin unsympathisch ist, nein- sie hat auch einen furchtbar nervigen Tick. Sie sagt permanent „tak“. Übersetzt bedeutet das „so“. Sie kommentiert den Schüler mit dem Satzbeginn: „tak“, sie schreibt die Hausaufgaben an, ist fertig, „tak“. Sie beschreibt eine Funktion mit dem permanenten Uhrgeräusch dazwischen und auch einen Vektor zeichnet sie während eines besonders langen „taaaak“. Schrecklich nervig…auch ihre russischen Schüler lästern darüber. In dieser Doppelstunde gab es die Tests wieder. Obwohl es mir eigentlich herzlich egal ist, welche Note ich aufgrund von Verständigungsproblemen bekomme, stand diesmal keine Note unter meinem Test sondern: „angesehen“. Ja das „eins zu null für mich“ hatte wohl größere Auswirkungen als ich dachte. Noch überraschter war ich, als die Mathelehrerin in der Stunde auf mich zu kam und sich bei mir entschuldigte- von wegen sie hätte nicht gewusst dass ich Ausländerin bin. Jaja, von wegen! Ksjoscha hat sich bei den Tests extra gemeldet und gefragt ob ich mitschreiben müsse. Soviel zum Thema Lehrer- Schülerkommunikation. Übrigens müssen Ksjoscha, Natascha und ich in Mathe zu dritt an einem 2er-Tisch sitzen, da zu wenig Tische vorgesehen sind und die Klassenstärke bei ca. 30 Schülern liegt.
In Sport wollte mir der Sportlehrer nicht noch einmal abkaufen, dass ich krank bin. Er wollte eine ärztliche Bescheinigung. Ksjoscha und ich gingen zum Schularzt. Dieser sagte, dass eine einfache Entschuldigung von Ksjoschas Mutter genüge. Wir gingen also zu besagter Frau. Wir betraten ihr Klassenzimmer- das Klassenzimmer einer Grundschulklasse. Mir fiel wieder auf, wie sehr es sich von den Oberstufenklassenräumen unterschied. Die Einrichtung war neu und sauber, der Raum angenehm warm, hübsch dekoriert und ein kleiner Wasserspender stand bereit. Unsere Klassenzimmer sind eher kalt- wenn auch zum Glück wärmer als draußen-, alt und der Wasserspender wich einer Staubschicht, welche sich über die alte Einrichtung gelegt hatte. Meine Gastmutter schrieb nun also für Ksjoscha und mich eine Entschuldigung. Es klingelte unterdessen. Die Kinder rannten blitzschnell auf ihre Plätze und standen schnurgerade zur Begrüßung bereit. Nochetwas, was ungewohnt ist. In meiner deutschen Schule musste man nur noch selten zur Begrüßung des Lehrers aufstehen. Die Lehrerin begann nun den Unterricht. Sie stellte Ksjoscha und mich als große 9. Klässler vor…ich musste ein wenig schmunzeln, da ich jetzt eigentlich in der elften Klasse wäre. Sie stellte mich zusätzlich als Deutsche vor und meinte man könne mir nun Fragen stellen, während sie noch die Entschuldigung schreibe. Da stand ich nun. Mit Ksjoscha und ein paar Freundinnen vor ca. 30 hübsch angezogenen kleinen Russen, deren neugierige Augen mich durchbohrten. Sie fragten wie ich heiße, wo ich wohne und welche Tiere ich auf russisch sagen kann- mehr Fragen kannten sie offenbar nicht, denn diese wurden immer wieder gestellt. Ich bekam Applaus für mein großes Tierwissen und wurde zusammen mit meinen Freundinnen und Entschuldigung entlassen.
Dann folgte die übliche Fragerei im Sportunterricht. Diesmal war vor allem meine Kleidung von Interesse. Man fragte mich, ob das Tuch, welches ich trug, ein Designerstück sei, denn man habe ein solches in einem Designerkatalog gesehen. (Das Tuch, welches ich trug war „der Putzlappen“ – betreffende Personen wissen bescheid) Dann sollte ich deutsche Namen nennen und wieder einmal aufzählen wo ich überall schon war. Ja, je länger ich hier bin, desto mehr fällt mir auf, wie sehr die Russen von Europa ausgesperrt sind. Kein Wunder also, wenn sich ihre Kultur anders entwickelt, als die unsere. Dann sollte ich noch deutsche Nachnamen aufzählen- wobei meiner als sehr schön empfunden wurde…warum auch immer…
In der Pause zwischen den zwei Sportstunden kam eine 8 Klässlerin, um mich zu begrüßen. Sie stellte sich auf englisch vor- ich antwortete auf russisch. Sie sah verwundert Lera an. Lera meinte nur: „Sie kann gut russisch!“ Also redete die Fremde auf russisch weiter- in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Lisa meinte im nachhinein sie hätte auch nicht verstanden, was die Fremde in dem Moment von mir wollte. Ich schaute die Fremde also verständnislos an. Sie schaute enttäuscht zu Lera mit den Worten: „Sie versteht nichts!“ Lera meinte nur: „Du redest aber auch verdammt schnell!“ Also sprach sie erneut zu mir diesmal, als ob ich schwerhörig sei: „G-E-F-Ä-L-L-T E-S D-I-R B-E-I U-N-S-?“ Langsam fühlte ich mich in meiner Ehre etwas angekratzt- schließlich sprachen die anderen auch in ihrer gewohnten Sprachgeschwindigkeit mit mir. Ich antwortete also auf die selbe Art: „J-A! S-O-N-S-T W-Ä-R I-C-H N-I-C-H-T H-I-E-R!“ Lera lachte laut los- auch die andern mussten schmunzeln- sie hatten also verstanden. Die Fremde nahms humorvoll und verabschiedete sich bald darauf zur nächsten Stunde. Auch wir gingen wieder zu „Sport“. Ich hatte so lang kein Sport mehr gemacht, dass ich wirklich Lust drauf hatte, mal ein paar Körbe zu werfen- auch um zu sehen, ob meine Fähigkeiten noch mehr nachgelassen haben. Ich nahm also einem der Jungen, welche nach dem 10. Anlauf immer noch nicht treffen den Ball ab- warf und traf. Nahm auf- warf und traf. Das schaffte ich mehrmals hintereinander- ich platze vor Stolz…das gab es noch nie! Die Jungs sahen mich etwas entgeistert an. Ich beschloss es gut sein zu lassen, bevor ich zu meinen eigentlich nicht vorhandenen Sportfähigkeiten zurückfinde. Im weiteren Verlauf der Sportstunde sagten mir die Mädels, dass sie sehr froh seien mich hier zu haben. Ich war gerührt. Dann wurde ich noch zum Kino am Samstag eingeladen.
Die Pause darauf war wieder essen angesagt. Diesmal Nudeln mit Fleisch. Gar nicht so übel.
Nach einer Stunde Englisch war bereits Schulschluss. Ich musste kurz an Deutschland denken, und dass die Elftklässler am Donnerstag doppelt so viele Stunden haben, wie ich heute hatte.
Lera, Ksjoscha und ich gingen anschließend wieder durch die Läden bummeln- der zentral gelegene Standort der
Schule ist wirklich praktisch für alle Shoppingfans- ich gehöre nun leider nicht dazu. Die erste Stunde war Geometrie angesagt. Keine Lust! Nicht nur, dass die Mathelehrerin unsympathisch ist, nein- sie hat auch einen furchtbar nervigen Tick. Sie sagt permanent „tak“. Übersetzt bedeutet das „so“. Sie kommentiert den Schüler mit dem Satzbeginn: „tak“, sie schreibt die Hausaufgaben an, ist fertig, „tak“. Sie beschreibt eine Funktion mit dem permanenten Uhrgeräusch dazwischen und auch einen Vektor zeichnet sie während eines besonders langen „taaaak“. Schrecklich nervig…auch ihre russischen Schüler lästern darüber. In dieser Doppelstunde gab es die Tests wieder. Obwohl es mir eigentlich herzlich egal ist, welche Note ich aufgrund von Verständigungsproblemen bekomme, stand diesmal keine Note unter meinem Test sondern: „angesehen“. Ja das „eins zu null für mich“ hatte wohl größere Auswirkungen als ich dachte. Noch überraschter war ich, als die Mathelehrerin in der Stunde auf mich zu kam und sich bei mir entschuldigte- von wegen sie hätte nicht gewusst dass ich Ausländerin bin. Jaja, von wegen! Ksjoscha hat sich bei den Tests extra gemeldet und gefragt ob ich mitschreiben müsse. Soviel zum Thema Lehrer- Schülerkommunikation. Übrigens müssen Ksjoscha, Natascha und ich in Mathe zu dritt an einem 2er-Tisch sitzen, da zu wenig Tische vorgesehen sind und die Klassenstärke bei ca. 30 Schülern liegt.
In Sport wollte mir der Sportlehrer nicht noch einmal abkaufen, dass ich krank bin. Er wollte eine ärztliche Bescheinigung. Ksjoscha und ich gingen zum Schularzt. Dieser sagte, dass eine einfache Entschuldigung von Ksjoschas Mutter genüge. Wir gingen also zu besagter Frau. Wir betraten ihr Klassenzimmer- das Klassenzimmer einer Grundschulklasse. Mir fiel wieder auf, wie sehr es sich von den Oberstufenklassenräumen unterschied. Die Einrichtung war neu und sauber, der Raum angenehm warm, hübsch dekoriert und ein kleiner Wasserspender stand bereit. Unsere Klassenzimmer sind eher kalt- wenn auch zum Glück wärmer als draußen-, alt und der Wasserspender wich einer Staubschicht, welche sich über die alte Einrichtung gelegt hatte. Meine Gastmutter schrieb nun also für Ksjoscha und mich eine Entschuldigung. Es klingelte unterdessen. Die Kinder rannten blitzschnell auf ihre Plätze und standen schnurgerade zur Begrüßung bereit. Nochetwas, was ungewohnt ist. In meiner deutschen Schule musste man nur noch selten zur Begrüßung des Lehrers aufstehen. Die Lehrerin begann nun den Unterricht. Sie stellte Ksjoscha und mich als große 9. Klässler vor…ich musste ein wenig schmunzeln, da ich jetzt eigentlich in der elften Klasse wäre. Sie stellte mich zusätzlich als Deutsche vor und meinte man könne mir nun Fragen stellen, während sie noch die Entschuldigung schreibe. Da stand ich nun. Mit Ksjoscha und ein paar Freundinnen vor ca. 30 hübsch angezogenen kleinen Russen, deren neugierige Augen mich durchbohrten. Sie fragten wie ich heiße, wo ich wohne und welche Tiere ich auf russisch sagen kann- mehr Fragen kannten sie offenbar nicht, denn diese wurden immer wieder gestellt. Ich bekam Applaus für mein großes Tierwissen und wurde zusammen mit meinen Freundinnen und Entschuldigung entlassen.
Dann folgte die übliche Fragerei im Sportunterricht. Diesmal war vor allem meine Kleidung von Interesse. Man fragte mich, ob das Tuch, welches ich trug, ein Designerstück sei, denn man habe ein solches in einem Designerkatalog gesehen. (Das Tuch, welches ich trug war „der Putzlappen“ – betreffende Personen wissen bescheid) Dann sollte ich deutsche Namen nennen und wieder einmal aufzählen wo ich überall schon war. Ja, je länger ich hier bin, desto mehr fällt mir auf, wie sehr die Russen von Europa ausgesperrt sind. Kein Wunder also, wenn sich ihre Kultur anders entwickelt, als die unsere. Dann sollte ich noch deutsche Nachnamen aufzählen- wobei meiner als sehr schön empfunden wurde…warum auch immer…
In der Pause zwischen den zwei Sportstunden kam eine 8 Klässlerin, um mich zu begrüßen. Sie stellte sich auf englisch vor- ich antwortete auf russisch. Sie sah verwundert Lera an. Lera meinte nur: „Sie kann gut russisch!“ Also redete die Fremde auf russisch weiter- in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Lisa meinte im nachhinein sie hätte auch nicht verstanden, was die Fremde in dem Moment von mir wollte. Ich schaute die Fremde also verständnislos an. Sie schaute enttäuscht zu Lera mit den Worten: „Sie versteht nichts!“ Lera meinte nur: „Du redest aber auch verdammt schnell!“ Also sprach sie erneut zu mir diesmal, als ob ich schwerhörig sei: „G-E-F-Ä-L-L-T E-S D-I-R B-E-I U-N-S-?“ Langsam fühlte ich mich in meiner Ehre etwas angekratzt- schließlich sprachen die anderen auch in ihrer gewohnten Sprachgeschwindigkeit mit mir. Ich antwortete also auf die selbe Art: „J-A! S-O-N-S-T W-Ä-R I-C-H N-I-C-H-T H-I-E-R!“ Lera lachte laut los- auch die andern mussten schmunzeln- sie hatten also verstanden. Die Fremde nahms humorvoll und verabschiedete sich bald darauf zur nächsten Stunde. Auch wir gingen wieder zu „Sport“. Ich hatte so lang kein Sport mehr gemacht, dass ich wirklich Lust drauf hatte, mal ein paar Körbe zu werfen- auch um zu sehen, ob meine Fähigkeiten noch mehr nachgelassen haben. Ich nahm also einem der Jungen, welche nach dem 10. Anlauf immer noch nicht treffen den Ball ab- warf und traf. Nahm auf- warf und traf. Das schaffte ich mehrmals hintereinander- ich platze vor Stolz…das gab es noch nie! Die Jungs sahen mich etwas entgeistert an. Ich beschloss es gut sein zu lassen, bevor ich zu meinen eigentlich nicht vorhandenen Sportfähigkeiten zurückfinde. Im weiteren Verlauf der Sportstunde sagten mir die Mädels, dass sie sehr froh seien mich hier zu haben. Ich war gerührt. Dann wurde ich noch zum Kino am Samstag eingeladen.
Die Pause darauf war wieder essen angesagt. Diesmal Nudeln mit Fleisch. Gar nicht so übel.
Nach einer Stunde Englisch war bereits Schulschluss. Ich musste kurz an Deutschland denken, und dass die Elftklässler am Donnerstag doppelt so viele Stunden haben, wie ich heute hatte.
Lera, Ksjoscha und ich gingen anschließend wieder durch die Läden bummeln- der zentral gelegene Standort der
Ein Foto des Zentralkaufhaus. Die Schrift auf dem Dach besagt dies zumindest- "ценральный универмаг"- nur eines der Kaufhäuser und Läden im Stadtzentrum.
Aber ich habe nichts gegen ein paar Blödeleien im Laden, welcher für saubere Umwelt ist- diesmal habe ich ein Foto von der nichtsnutzigen Plastetüte gegen Diebstahl (besagtes „Designertuch" ist zu sehen).
Dort habe ich mir den ersten Schokoriegel (mit vernünftiger deutscher Schokolade) seit 1 ½ Woche gegönnt. Der Himmel! Ich als Schokoladenfanatikerin muss allerdings zugeben, dass die russischen Schokoladennaschereien mittlerweile auch genießbar sind.
Auf dem Weg zur Wohnung begegneten wir Ksjoschas Großeltern. Vor mir stand ein kleines, wackeliges Ehepaar. Die Frau- ein typisch, russisches Mütterchen. Der Mann- passend zum Mütterchen. Ich schätzte beide etwa auf 80. Später fragte ich Ksjoscha. Sie antwortete sie seien 70. In dem Sinne: Liebe Grüße an meine knackigen, ebenfalls ca. 70-jährigen Großeltern daheim!
In der Wohnung angekommen gab´s etwas zu essen. Ich machte den Abwasch und erledigte Hausaufgaben.
Als meine Gastmutter mit Dascha nach Hause kam, hatte ich zum ersten mal die ehrenvolle Aufgabe einem kleinen Mädchen ihre kleinen Schühchen auszuziehen. Dascha wollte heute besonders viel Aufmerksamkeit. Sie überhäufte mich mit Küssen und wollte ständig in den Arm genommen werden. Ich tat es gern. Nach der vierten Mahlzeit des Tages und dem Sandmann musste ich meine Hände und Füße in sehr heißes Wasser tauchen und heißen Knoblauchdampf unter einem Handtuch einatmen. Danach ins warme Bett und schlafen.
Gute Nacht.
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