Samstag, 18. September 2010

Mädelsabend

Und wieder quälte ich mich an einem Samstag zur Schule.
Ich hatte die Nacht deutlich besser geschlafen, da ich mich selbst behandelt habe. Anstatt gurgeln, Tee und Tabletten, habe ich einfach warme Milch mit Honig getrunken und schlief wie ein Stein. Dennoch endete der Schlaf zu früh und die Schule rief.
Die Mädels unterhielten sich heute in der Pause hauptsächlich darüber, welcher Schauspieler am heißesten ist - wie gesagt manchmal merkt man eben, dass sie erst 9. Klasse sind. Irgendwann fiel der Name von Till Schweiger. Ich fragte erstaunt nach und bekam eine Lobeshymne auf den Film „Keinohrhasen“ zu hören. Was nicht alles bis nach Russland rüberschwappt! Der Schultag zog sich scheinbar absichtlich in die Länge - wie an jedem Samstag. In der Russischstunde malte ich vor mich hin- aus Langeweile - und wurde prompt ermahnt- das erste mal hier...fast ein denkwürdiger Augenblick.

Nach der Schule gingen Ksjoscha und ich zu ihrer Oma. Ich kannte sie- und Ksjoschas opa- bereits flüchtig. Erinnert ihr euch, ich habe sie als typisch russisches Mütterchen beschrieben.
Beim Mütterchen waren bereits Dascha und meine Gastmutter. Der Kindergarten hat in Russland Samstags geschlossen, was denkbar blöd für alle Lehrer mit Kindern ist. Deshalb war Dascha den Vormittag über beim Mütterchen und ihre Mutter (und gleichzeitig die Tochter des Mütterchens) kam nach der Schule hinzu.
Es gab Pirogen mit Gehacktem und Kohl als Füllung. Sehr lecker. Dabei dürft ihr euch jetzt keine Klischee Teigtasche vorstellen. Das Wort „Pirog“ bedeutet nichts weiter als „Kuchen“ und ungefähr genau so sahen die Pirogen auch aus. Ein Blech mit Teigmantel- in dem Teigmantel die Füllung. Man schneidet – wie bei einem Blechkuchen- Stücke heraus. Sehr lecker. Dann gab´s noch Melone. Später kam noch die Schwester von meiner Gastmutter vorbei. Jetzt war auch die zweite Fuhre Pirogen fertig - diesmal mit Apfelfüllung. Hat etwas von Apfelstrudel. Außerdem heißen diese Apfelpirogen „Scharlottka“. Charlotte isst Scharlottka… Ich sagte es sei sehr lecker und erwähnte gleichzeitig, dass es in Deutschland keine Pirogen gibt. Man sah mich an und lachte. Schließlich fragte man mich ob wir nur Brot essen würden und von was wir überhaupt leben würden. Dima (Ksjoschas Bruder) kam auch noch vorbei- auch die Tochter der Schwester meiner Gastmutter und deren Tochter kamen zu Besuch. Bald war auch Mütterchen´s Mann zu Hause. Also eine große Runde und immer mehr Essen wurde angekarrt. Ich gab mich irgendwann geschlagen und erklärte mich für satt- egal ob das nun unhöflich ist oder nicht.
Um vier verabschiedeten Ksjoscha und ich uns und bekamen prompt noch einen Apfel als Wegzehrung mit- wir könnten nach der Fressorgie ja auf einem 20 min Weg zu Lisa verhungern. Ja, wir waren auf dem Weg zu Lisa. Mädelsabend mit Übernachtung war angesagt.
Lisas Wohnung ist klein aber sehr modern eingerichtet. Ihre Mutter war an dem Abend nicht zu Hause - so ein Glück aber auch. Lisa erzählte mir, sie habe ihrer Mutter Bilder von mir gezeigt und sie habe erwidert ich sei sehr schön. Keine typische deutsche Frau. Ich fragte was Lisas Mutter damit gemeint habe. Man erklärte mir, dass deutsche Frauen im allgemeinem selbstbewusste Mannsweiber sind- in dem Sinne grüße ich meine Mannsweiber zu Hause.
Es war ein toller Abend. wir machten bisschen Party, bestellten uns eine viel zu große Pizza und sahen irgend einen russischen Film an. Typischer Mädelsabend eben. Lisa meinte irgendwann es komme ihr vor, als sei ich nicht erst seit ein paar Wochen sondern schon seit Jahren hier und mit ihnen befreundet- Lera, Seda (Sjeda ausgesprochen), Ksjoscha, Natascha und Nastja stimmten zu. Ganz ehrlich ich hab sie Mädels lieb gewonnen- ich kann sie zweifelsohne als Freundinnen bezeichnen. Wir blödelten noch bis um 2 Uhr. Dann beschlossen wir schlafen zu gehen, da Ksjoscha und ich um 6 Uhr aufstehen mussten, weil ihr Vater uns mit nach Nischni Nowgorod nehmen würde. JEHA!

Gute Nacht!

Tagesfazit: „Ich hab' meine Mädels lieb!“

Ein Besonderer Gruß geht an dieser Stelle an meine Oma, welche heute Geburtstag hat. Alles Gute zum Geburtstag! Ich wünsch dir Gesundheit, viel Freude und weiterhin solch endlose Geduld mit uns! Deine Enkelin

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