Mittwoch, 29. September 2010

2. Durchhänger

Der zweite Tag mit totalem Durchhänger. Der zweite Tag innerhalb 29 Tagen an dem ich mich überfordert fühlte. Ich hatte heute wieder Russisch in der 7. Klasse. Ich verstand rein gar nichts. Die Tatsache, dass ich nichts verstand und dass derjenige, der mich in diese Klasse gesetzt hat, tatsächlich glaubt ich könne so viel, machte mich traurig. Ich will gern so gut sein um alles zu verstehen aber das bin ich nicht. Ich bin die erste, welche in die 7. Klasse Russischunterricht gegeben wird und versage prompt.

In Sport wurde meine Laune noch mehr getrübt. Einige Mädels warfen mit den Basketbällen, als wären sie auf einer Blumenwiese und müssten rosa Wattebäusche einander zuspielen. Schrecklich. Und dann noch das typische Mädchengekicher dazu. Natascha und Sonja saßen neben mir und meinten: „Alles wird gut! Tief ein- und ausatmen! Wir können sie auch nicht leiden…die sind immer so. Mooommm.“
Ich reagierte mich durch ein Basketballspiel mit Kolja ab.

Vor dem anschließenden Englischtest bat ich meine Englischlehrerin (und YFU- Freiwillige) mich in die 6. Klasse Russisch zu versetzten- ich war fast zu stolz um sie das zu bitten. Sie lächelte sehr verständnisvoll und meinte es sei ihr fast klar gewesen- die 7. sei eine der schwierigsten Klasse im Russischunterricht. Wirklich besser fühle ich mich dadurch nicht.

Obwohl ich nach der Englischstunde eigentlich Schluss gehabt hätte, ging ich noch zum Mathematikunterricht ebenfalls in der 7. Klasse, welche ich bereits kannte.
Ein kleiner Junge namens Vasja, welcher mich bereits bei der ersten Russischstunde freundlich begrüßt hat, bat mich meinen Namen auf deutsch auf ein Blatt Papier zu schreiben. Ich kam den Gefallen nach. Als ich mich in der Stunde zu ihm umdrehte sah ich, wie er meinen Namen fein säuberlich abschrieb und farblich gestaltete- sehr süß. Vasja hat eine liebe Art. Er ist ca. 1,60m groß, hat kurze braune Haare und treue, ehrliche Augen. Man erzählte mir er wolle mich unbedingt kennen lernen. Er sprach mich auch sofort an und war sehr interessiert an Deutschland. Sehr lieber Junge.
Dann kam der Lichtblick des Tages. Wir behandelten Funktionen. Steigende und fallende und wie man diese in ein Koordinatensystem einträgt. Mal abgesehen davon, dass das eins der wenigen mathematischen Dinge ist, welche ich noch selbständig auf die Reihe bekomme, habe ich fast alles, was die Lehrerin sagte verstanden! Damit meine ich nicht nur grobe Zusammenhänge sondern auch die Wörter- fast alles! Auch ein paar neue Wörter wie „Gleichung“ oder „monoton steigend“ kann ich nun zu meinem Wortschatz ergänzen.

Die Amerikanerin, welche ebenfalls an dieser Schule ist, saß übrigens mit mir in dem Matheunterricht. Nach der Stunde unterhielt ich mich mit ihr. Sie besucht den Russischunterricht der 2. Klasse und versteht fast nichts. Während ich mich mit ihr auf Englisch unterhielt, fielen mir permanent die russischen Vokabeln ein, aber nicht die englischen - schrecklich, wenn man sich auf englisch verständigen muss. Aber sehr zu meiner Zufriedenheit, denn das bedeutet, dass mich der russische Alltag und Sprachgebrauch bereits mehr eingenommen hat, als ich zunächst dachte.

Ich machte mich auf den Weg zur Wohnung. Als ich das Schulgebäude verliess riefen mir ein paar aus der 7. „Tschüß Scharrloota!“ hinterher- ich musste grinsen.
An der Bushaltestelle sprach mich Vita an. Sie geht in die 7. Klasse, welche ich heute in Mathe und Russisch besucht habe. Wir unterhielten uns und sie fragte ob ich in einer russischen Internetcommunity wäre- ich sagte ja. Wir bleiben hoffentlich in Kontakt.

In der Wohnung waren bereits Ksjoscha und Sascha wir quatschten etwas, bis die beiden Dascha vom Kindergarten abholten. Ksjoschas Mutter kaufte heute eine Waschmaschine, weshalb sie Dascha nicht vom Kindergarten abholen konnte. JEHA! Eine Waschmaschine! Welch lang entbehrter Luxus, den ich nun zu schätzen weiss!
Ksjoscha, Sascha und Dascha kamen nach Hause. Dascha weinte bitterlich- sie wollte zu ihrer Mama. Nach einem Trickfilm und Süßem beruhigte sie sich, setzte sich auf meinen Schoß und sah mir zu wie ich diesen Blog tippte.

Als sie nach Hause kam meinte Daschas Mutter, sie habe sich nun für ein Modell entschieden und werde dieses bald kaufen.
Wir aßen zu Abend. Sascha ging zum Fußballtraining.
Ich sah wieder den Sandmann und ging zu Bett.

Tagesfazit: „Was einen nicht umbringt, macht einen stärker!“

Hier noch der Fotoversuch, welchen Dascha gestern gestartet hat. Ziel war es, mich mit Plüschtiger zu fotografieren. Aus ca. 20 Bildern sind das die, welche die Aufgabe am ehesten erfüllen.


Auf diesem Bild ist immerhin mein Gesicht zu erkennen- und Daschas Fingerchen.


Hier ist der Plüschtiger zu sehen- fehlt nur noch die optimale Kombination beider Bilder...

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