Dienstag, 28. September 2010

Wir haben einen Bären und ihr einen Menschen!


Ich habe eine Antwort gewusst!! Ich habe eine Antwort gewusst!!! Bevor ich euch meinen Tag in chronologischer Reihenfolge schildern werde, musste ich das los werden: In Chemie habe ich eine Antwort gewusst! Dazu aber später mehr.

Bereits heute Morgen wusste ich , das Dascha wieder in den Kindergarten gehen würde- ihre Mutter schlich nicht durch die Wohnung, was ein sicheres Zeichen dafür, dass es Dascha besser ging. Ich stand auf und wankte noch im Standbymodus ins Bad.
Als ich Ksjoschas und mein Zimmer wieder betrat, fiel mein Blick zum Fenster. Weiß. Ich sah aus dem Fenster und ich sah nur : weiß. Zunächst dachte ich die Scheiben seien beschlagen und öffnete das Fenster. Immer noch: weiß. Schwach erkannte man die Umrisse des Spielplatzes und der Umliegenden Häuser- hier ein Bild:


Wir machten uns auf den Weg zur Schule. Die Sichtweite betrug etwa 100m. Hier weitere Bilder.
Das ist vor der Haustür:


Und hinter diesem Haus ist normalerweise die große Kirche, welche ihr schon auf vielen Bildern gesehen habt, zu sehen.


Und dann passierte es auch schon. In der ersten Stunde des Tages, welche Chemie war, wusste ich etwas. Nicht nur das ich eine Antwort wusste, nein ich wusste eine Antwort in Chemie! Schon allein das ist bemerkenswert für mich Naturwissenschaftsmuffel. Aber wenn man bedenkt, dass ich dazu eine russische Frage verstanden haben muss und dann noch die Antwort auf Russisch gekannt haben muss, grenzt es an ein Wunder. Die Frage war allerdings sehr simpel. Die Lehrerin hielt einen rötlichen Indikatorteststreifen hoch und fragte was die Farbe uns nun verrate. Ich wusste es. Es ist eine Säure- auf russisch: „Kislota“. Meine erste richtig beantworte Frage im normalen Unterrichtsgeschehen bereits nach 28 Tagen! Mensch da war ich stolz auf mich!

Doch meine naturwissenschaftliche Wunderstimmung sollte auch noch einmal in Physik zum Tragen kommen. Wir haben letzte Stunde einen Test geschrieben. Über Vektorfunktionen und was immer das mit einem Koordinatensystem und Physik zu tun hat. Ich habe keinen blassen Schimmer davon. In Deutschland hatte ich das bisher noch nicht in der Schule. Ich habe fast nichts verstanden- nicht mal was ich im Test eigentlich zu tun hatte. Aber offenbar reichte das bisschen, was ich verstanden hatte für eine 3 im Test (wieder umdenken). Damit war ich besser als mancher Muttersprachler! Die Lehrerin hat im Laufe der Stunde bemerkt, dass ich gar keine Russin bin und bat mich nach der Stunde zu sich. Sie meinte es sei ihr eine Freude mich kennen zu lernen und lobte mich für meine Leistung. Natascha (nicht die, welche meinen Blog gelesen hat, sondern die Klassenbeste) meinte im nachhinein zu mir, dass mich die Physiklehrerin sehr gern hätte. Sie überlege mich das Physikexamen hier machen zu lassen- übrigens überlegt das meine Biologierlehrerin auch. Ich würde dann von Moskau meine Leistung (oder Versagen) bestätigt bekommen. Aber dazu muss ich erst mal verstehen was ich lerne, die Fragen verstehen und die Antwort formulieren können- dass wird ein hartes Stück Arbeit…wenn nicht sogar unmöglich in 10 Monaten.

Anschließend hatten wir Geschichte. Natascha (die Klassenbeste) saß neben mir. Ich hab sie sehr gern- vor allem wenn es darum geht neue Wörter zu lernen. Ich frage sie ein unbekanntes Wort und sie erklärt es wunderbar, sodass ich dessen Bedeutung verstehe.
Sie meinte irgendwann stolz, sie wisse, wie die Bundeskanzlerin Deutschlands heiße. Ich nannte daraufhin den Namen des russischen Präsidenten: Medvedjew. Als ich ihn im Laufe des Gespräch wiederholte sagte ich nur: „Medved“ Natascha und ich mussten sofort lachen. Mir war klar, dass ich auf den Posten des russischen Präsidenten gerade einen „Bär“ gesetzt habe. Natascha meinte: „Klar! Ihr habt einen Mensch und wir haben einen Bären!“ Mein erster großer Versprecher hier.

Dann hatte ich Russisch in der 7. Klasse. Die Schüler sind furchtbar lieb und neugierig. Ich wurde herzlich begrüßt und die Lehrerin scheint sehr sympathisch zu sein.
Ich saß nun also in der 7. Klasse im Russischunterricht- ratet mal wie viel ich verstanden habe! Nein- falsch! Ich habe bisschen was verstanden. Die Lehrerin las einen Text über „den Helden Russlands“ vor. Ein älterer Text. Ich habe ein paar Worte verstanden aber keine Zusammenhänge- ich hoffe das bessert sich, schließlich erwartet man hier viel von mir.

Und schon hatte ich Schluss. 5 kleine und doch anstrengende Stündchen und da ich kein Tschuwaschisch mehr habe, konnte ich bereits zur Wohnung gehen. Dort machte ich Hausaufgaben und packte meine sieben Sachen für den Sportkurs, welchen ich heute wieder besuchte.

Ich wurde heute öfter gelobt für meine Ausführung der Sportübungen. Diesmal kam das Lied „Rescue me!“ Also „Rette mich!“ Da war ich grad dabei Sit ups zu machen und dachte in etwa das selbe. Nach einer Stunde hatte ich es geschafft.
Als ich aus dem Sportraum trat, regnete es. Ich stellte meinen Jackenkragen hoch und joggte das kurze Stück zur Wohnung. Diesmal verzichtete ich auf den Lift und benutzte die Treppe bis zur 7. Etage. Morgen wird mir sicherlich alles weh tun und wenn nicht, habe ich etwas falsch gemacht.

Ein köstlicher Duft stieg mir in die Nase. Sie kochten gemeinsam mit Sascha. Es gab Champignons mit Kartoffeln und als Nachtisch Melone und verschiedenen Süßkram. Und ich durfte nichts essen… ich flüchtete mich zunächst unter die Dusche. Danach setzte ich mich brav an den Essenstisch und widerstand den Leckereien. Meine Gastmutter drängte mich zu essen und das obwohl sie selbst dabei war, als ihre Freundinnen mich darauf hinwiesen, dass man zunähme, wenn man direkt nach dem Sport isst. Ich aß ihr zu liebe eine Scheibe Melone und sagte wahrheitsgemäß ich hätte bereits Suppe gegessen. Dennoch war ich furchtbar hungrig. Aber ich blieb standhaft- auch als meine Gastmutter zum 5 mal nachfragte ob ich nicht doch etwas essen wolle, was selbst Ksjoscha dazu brachte leicht aus der Haut zu fahren und ihrer Mutter zu sagen, dass ich jetzt bestimmt nichts essen werde.

Sascha erklärte Ksjoscha noch Physik- ich gab es gleich auf. Das ist schon schwer in meiner Muttersprache aber ein Haufen Fachbegriffe in einer Fremdsprache und dann noch Zusammenhänge verstehen, das übersteigt meine Fähigkeiten nach dem Sportprogramm. Sascha ist übrigens auch ein Fan meines Akzents meinte er heute.
Ich sah wieder gemeinsam mit Dascha den Sandmann an. Endlich mal wieder mit Gute-Nacht-Lied zu Bett gehen. Das schläft sich gleich viel besser! :)

Gute Nacht!

Tagesfazit: Man erwartet viel von mir- vielleicht zu viel. Wenn ich die Examen wirklich ablegen will, muss ich mich wirklich reinhängen!“


Das Bild von der Milchtüte habe ich gestern eingefügt - die Kuh sieht recht glücklich aus.

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