Freitag, 1. Oktober 2010

das nenn ich mal ´nen Erfolgserlebnis

Wieder ein normaler Schultag in Cheboksary (übrigens Tscheboksari ausgesprochen).
Dennoch gab es ein erwähnenswertes Erfolgserlebnis. Wir hatten heute wieder Physik. Ich habe einen gewissen Ehrgeiz bezüglich dieses Faches, da ich möchte, dass mich die Lehrerin weiterhin für eine hervorragende Schülerin hält. Zur Zeit dreht sich in Physik alles um Geschwindigkeit und deren Berechnung. Eigentlich nicht schwer- wenn nicht die Grundvorrausetzung zum Berechnen der gesuchten Werte das Verständnis der Textaufgabe wäre. Aber dennoch gelang es mir heute drei Aufgaben zu lösen. Es waren simple Aufgaben. Nach dem Schema: Ein Traktor fährt in der und der Zeit, mit der und der Geschwindigkeit. Berechne den zurückgelegten Weg! – Ich bin zwar noch Lichtjahre davon entfernt, selbst so etwas verfassen zu können, aber das Verständnis solcher Textaufgaben ist doch schon mal ein Anfang!

In der 6. Stunde hatte ich zum ersten Mal Russischunterricht in der 6. Klasse. Ich verstand deutlich mehr, als in der 7. Klasse. Ich werde diesen wohl weiterhin besuchen, obwohl es natürlich trotzdem sehr schwierig ist.

Da ich durch den Besuch des Mathematikunterrichts in der 7. Klasse nicht mehr zu dem der 9. Klasse muss, hatte ich heute eine Stunde eher Schluss als Ksjoscha. Ich bummelte durch die Läden und erkundete ein paar neue Wege. Es ist auch manchmal gut, wenn man allein auf Entdeckungstour geht. Während ich so bummelte, fiel mir wieder auf, wie gewöhnlich der Anblick einer Frau mit Flechtkorb und Reisigbesen, welche das Laub zusammenfegt, hier ist. Es hat etwas längst Vergangenes an sich, jemanden mit Flechtkorb und Reisigbesen Laub zusammenfegen zu sehen. Auch fielen mir wieder die streunenden Katzen und Hunde, welche es hier zu Hauf gibt, auf.
Ich kaufte ein paar Schreibhefte für Englisch, Mathe und Physik ein und fuhr anschließend zur Wohnung.

Als ich dort ankam, machte ich Hausaufgaben. Bald darauf kamen Ksjoscha und Sascha.
Die beiden sahen zunächst Fernsehen, bis sie ebenfalls Hausaufgaben machten. Sascha fallen Naturwissenschaften nicht schwer, weshalb er immer bei Hausaufgaben helfen muss. Er überprüfte meine gelösten Aufgaben in Physik. Noch ein Erfolgserlebnis! Ich konnte 6 von 9 Aufgaben lösen und diese waren auch noch richtig! Ich freute mich so sehr drüber, dass Sascha meinte, ich werde das noch meinen Enkeln erzählen. Er sagte ich würde dabei in einem Schaukelstuhl sitzen und immer wieder sagen: „Hört mir zu! Ich habe in Russland Physikaufgaben selbst und richtig gelöst!“
Bald kamen meine Gastmutter, ihr Vater, die „Oma“ und Dascha. So viel Besuch heute! Aber heute wurde auch die Waschmaschine angeliefert! Jeha! Welch Luxus in unserer bescheidenen Wohnung! Ja, hier trifft wieder zu: „Man weiss erst was man hatte, wenn es fort ist.“ Ich freue mich wirklich, meine Jeans nicht mehr per Hand waschen zu müssen!

Zum Abendessen wurde viel aufgetafelt: Pizza, Kuchen, Muffins, Schokolade, Brot usw. Meine Gastmutter erzählte vom Elternabend, welcher kürzlich stattfand. Ksjoscha ist Klassenbeste!
Dann analysierte sie Saschas Geburtsdatum genau so, wie sie es einst bei mir gemacht hatte. Es war eine gemütliche Runde, bis die „Oma“ um 20 Uhr die Wohnung verlies.
Auch Sascha ging bald. Nach dem Sandmann ging ich brav in mein Bettchen.
Apropos Bettchen- in der russischen Alltagssprache wird viel verniedlicht. Man isst keinen Apfel, sondern ein Äpfelchen. Auch liest man ein Büchlein und kein Buch.
Und da wir gerade bei allgemeinen Neuigkeiten sind, kann ich euch gleich noch erzählen, dass heute die erste Nacht mit Temperaturen unter 0°C war! Minus zwei Grad Celsius und das Anfang Oktober! Sogar Raureif habe ich heute Morgen sehen können! In dem Sinne ein dreifaches Hoch auf die Zentralheizung, denn von den fast winterlichen Temperaturen merk ich in der Wohnung nichts.

Gute Nacht!

Tagesfazit: „Ich mach Fortschritte- wenn auch kleine. Aber wie heißt es so schön: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!“

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