Montag, 3. Januar 2011

der Umzug

31.12.2010. Neujahrsfest in Russland. Endlich: Tannenbaum, Geschenke, Feuerwerk …
Ksjoscha weckte mich um Mitternacht. Sie grinste und sagte: „Gratuliere dir zum Neujahr!“ drückte mir eine Tüte in die Hand. Ich bedankte mich und überreichte ihr mein Geschenk (ein Gürtel, welchen sie sich gewünscht hatte, und eine Grußkarte, in welcher ich mich u.a. für ihre Hilfe bedankte).
Ich öffnete die Tüte. Darin befanden sich Ohrringe und ein Ring- beides hatte ich mir gewünscht. Des Weiteren enthielt die Tüte noch eine Grußkarte, welche überschrieben war mit „Für eine Schwester“. Ein wunderbarer Start in einen Tag.
Um 8:30 stand ich dann auf- das war eher weniger wunderbar, wenn man bedenkt, dass dies der erste Ferientag war. Aber schließlich mussten wir noch Sachen packen, bevor Ksjoschas Bruder die Wohnung gegen 10 für sich beanspruchen würde.
Nachdem wir unsere sieben Sachen gepackt hatten, schaltete ich den Fernseher ein. Es kam ein russischer Trickfilm „Prostokwaschino“ (der Name eines Dorfes). Diesen Film habe ich bereits im Russischunterricht in Deutschland gesehen- und nichts verstanden. Diesmal sah ich den Film und verstand! Ich hatte seit einiger Zeit das Gefühl, dass ich keinerlei Fortschritte mehr mache, weshalb der Beweis des Gegenteils, durch besagten Trickfilm, mich etwas beruhigte.

Mit Sack und Pack zogen wir nun bei Ksjoschas Vater ein. Eine drei Zimmer Wohnung im Erdgeschoss ist nun für einige Tage unser neues Heim. Im Wohnzimmer schläft Jana, die Tochter der Frau von Ksjoschas Vater. Dort schläft nun auch Ksjoscha. Ich schlafe im Zimmer, welches Ksjoschas Bruder gehört- aber der wohnt ja zur Zeit im russischen Heim. Ungewohnt, nachts allein in einem Zimmer zu schlafen- ein Luxus, welchen ich seit 4 Monaten nicht mehr genossen habe.
Viel Zeit, um uns häuslich einzurichten hatten wir nicht, denn wir waren zu Nastjas Geburtstagsfeier eingeladen worden. Sie feierte im selben Restaurant, in welchem auch Lisa bereits ihren Geburtstag gefeiert hatte. Ksjoscha und ich schenkten ihr eine Kette, was sie offenbar sehr freute. Anschließend genossen wir usbekische Küche, quatschten und lachten viel- eben ein Geburtstagsessen.
Hier ein Foto der Innenausrichtung des Rastaurants- der Vorstellung halber.

Anschließend gingen wir zu Ksjoschas Omas, um ihnen zum Neujahrsfest zu gratulieren. Danach aßen wir mit der Familie von Ksjoschas Vater - natürlich lief der Fernseher nebenbei. Es war insgesamt eine gemütliche Atmosphäre- wenn auch anders, als erwartet. Ich dachte, man beschenke sich und im Zimmer stünde eine Tanne. Aber weder bei den Großeltern, noch bei Ksjoschas Vater stand besagter Neujahrsbaum. Geschenke verschenkten auch nur Ksjoscha und ich (Schokolade). Ansonsten bekam Ksjoscha etwas Geld. Also bei weitem nicht mit dem Geschenke- und Dekorationsstress zu vergleichen, welchen wir uns zu Weihnachten machen.
Gegen 10 Uhr machten wir uns auf den Weg zu Sascha, denn dort würden wir ins Neujahr reinfeiern- also „feiern“ - wir aßen zusammen mit Saschas Eltern.
Bei Festessen scheint es hier immer das selbe zu geben: Hühnchen, Pizza, zwei verschiedene Salate, welche mindestens zu 20% aus Mayo bestehen, Kartoffeln, Pirogen, Sahnetorte aus dem Supermarkt und Suppe. Das gab es hier bei jeder Feierlichkeit- langsam kommt es selbst mir zu den Ohren raus. Zumal man immer von allem etwas essen muss- wenn man ablehnt und sagt man sei satt, so wird mindestens 5 mal nachgefragt, warum man nicht essen und ob es einem gut gehe.
Sascha schenkte mir eine Märchensammlung von Lew Tolstoi- auch etwas, was ich mir gewünscht hatte. Jeha! Mein erstes, eigenes, russisches Buch!
Wir sahen also das Neujahrs Programm im Fernsehen. Genau solche sinnlosen Spaßsendungen, welche bei uns kommen- nur den 90. Geburtstag vom Ms. Sophie habe ich diesmal missen müssen. Kurz vor Zwölf sahen wir die kurze Neujahrsansprache von Präsident Medwedew und ich verstand sogar fast alles. :)Punkt Zwölf wurde die Tannenbeleuchtung eingeschaltet. Der erste Anblick eines geschmückten Tannenbaumes in diesem Jahr. Dennoch muss man hier zwischen Neujahrs- und Weihnachtsbaum unterscheiden, denn ein Weihnachtsbaum ist – zumindest aus meiner Sicht - schöner. Die Neujahrstanne bei Sascha war eine Plastiktanne und gänzlich mit Schmuck überladen - aber das scheint man hier immer so zu machen, wenn ich an die geschmückten Tannen in meiner Schule denke (ebenfalls für euch schon fotografiert und im vorletzten Blogeintrag zu sehen).
Ein paar Feuerwerke waren zu sehen- aber es ist bei weitem nicht mit der Knallerei an Silvester in Deutschland zu vergleichen.
Insgesamt fand ich das Neujahrsfest enttäuschend- wenigstens für „die Ausländerin“ hätten sie sich Mühe geben können…
Neujahrstanne

Samstag und Sonntag verbrachten Ksjoscha jede Menge Serien anzusehen, welche ihr Bruder auf seinem Rechner hat. Hör-/Verständnistraining vom Feinsten!

Ich wünsche euch- wenn auch etwas verspätet- ein frohes, gesundes Jahr 2011!

Lotte

Erleuchtete Neujahrstanne

Fazit: „Auch wenn man hier häufig sagt: Anstelle des Neujahrsfest feiert ihr Weihnachten, so ist das nicht das selbe. Denn wenn man sich hier nicht beschenkt an Neujahr, so ist es ein schlichtes Silvester- und Silvester würde niemand mit Weihnachten vergleichen. Man merkt schon allein daran, dass man hier unter Neujahr etwas anderes versteht, als wir unter Weihnachten, da man mich hier häufiger fragt: „Wird zu Weihnachten getrunken?“ Das lasse ich mal unkommentiert…“

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