Donnerstag, 12. Mai 2011

Herrin der Flammen

Und wieder quälte ich mich an einem Samstag Morgen aus dem Bett und machte mich mit Xjuscha auf den Weg zur Schule. Als ich in dem wie immer vollgestopften Trolli vor mich hin tuckerte und mich mit dem Gedanken aufheiterte, dass heute nur zwei Unterrichtsstunden stattfinden würden, hatte ich eigentlich noch keine Ahnung was genau mich an diesem Samstag erwartete.
Nach Informatik und Literatur versammelten wir uns auf dem kleinen Innenhof der Schule, wo auch am 1. September die kleine Begrüßungsfeier stattfand und ich das erste Mal eine kleine Ansprache zu meiner Persönlichkeit und meinem Aufenthaltsgrund hielt. Mit einem kleinen Schmunzeln erinnerte ich mich zurück: Als mir damals meine Englischlehrerin sagte, ich solle mich vorstellen, wäre ich fast gestorben vor Aufregung. Meine deutschen Gedanken bastelten eine Rede zusammen, welche ich auf dem Weg zur Bühne verzweifelt versuchte zu übersetzen und meiner Gastschwester Löcher in den Bauch fragte. Während ich an diesen Tag vor nun ungefähr 8 Monaten dachte, bemerkte ich, dass sich doch eine Menge verändert hat: Hätte mich jetzt jemand gebeten etwas auf russisch zu sagen, wäre ich auf die Bühne gegangen, hätte mir das Mikro geschnappt und drauf los geplappert. Wenn ich allerdings etwas auf deutsch hätte sagen sollen, wäre es vermutlich etwas schwieriger geworden. Warum? Diesmal müsste ich meine russischen Gedanken ins Deutsche übersetzen…
Na ja, seine Muttersprache verlernt man nicht so schnell - wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Und so standen wir nun auf dem Innenhof. Versammlungsgrund war der bevorstehende Feiertag „Tag des Sieges“, welcher hier am 9. Mai gefeiert wird. Die Vorbereitungen zu diesem Feiertag konnte man bereits einige Wochen zuvor in der Stadt ausmachen. Überall wurden bunte Fahnen aufgestellt, Plakate mit der Aufschrift „9. Mai - Tag des Sieges“ – sowohl auf Russisch als auch auf Tschuwaschisch aufgehängt.
Ungefähr eine Stunde wurde ein kleines Programm aufgeführt. Die Direktorin hielt eine Ansprache, man sang Kampflieder und trug Gedichte vor. Sogar sechs Jungs in Uniform marschierten auf. Übrigens muss ich hierbei mal etwas Wichtiges anfügen: Obwohl es „Tag des Sieges“ heißt, geht es eigentlich weniger um das Feiern des Sieges (trotzdem man hier nach wie vor stolz darauf ist) sondern eher um die Erinnerung an das geschehene Leid. Zum Schluss liess man Luftballons aufsteigen. Nach der Veranstaltung kamen einige Schüler auf mich zu und fragen mich, ob man den 9. Mai auch in Deutschland feiern würde und wie ich mich gerade bei dem Programm gefühlt hätte. An sich kann ich dazu sagen: Ich hab mich eigentlich ganz normal gefühlt- nicht pudelwohl aber auch nicht unwohl. In den Ansprachen wurde nur auf das „faschistische Deutschland“ geschimpft und da fühle ich mich einfach nicht angesprochen. Geschichte. Aus und vorbei. Wiederholungen gilt es zu verhindern.


Versammlung.







Diesmal hatte ich einen Fotoapperat dabei. Ich hatte schon am 1. Spetember von "an Mickey Mouse erinnernden Kopfschmuck der Mädchen" gesprochen. Hier mal ein Bild, damit ihr mich nachvollziehen könnt.




Marsch!










Ansprache der Direktorin.







Sechs "Engel" für Scharli.





Sonntag waren wir dann grillen. Xjuscha, Lisa, Lena, ihr Freund, Seda, Nastja, Timur und ich schmissen unser Geld zusammen und kauften Würstchen, Brot und sonstiges zum Schnabulieren. Wir gingen in einen Park, in welchem ich zuvor noch nie war, und wo Grillen/Lagerfeuer erlaubt ist.
Problem: Hier hat noch keiner ein Lagerfeuer gemacht geschweige denn selbst angezündet. Also musste ich ran. (Liebe Grüße an meine Eltern, welchen ich danken möchte, dass man mir bei gebracht hat wie so etwas geht. - keine Sorge: Für Löschwasser hatten wir auch gesorgt) Nun ja. Trockenes Gras, dünne Zweige und das Lagerfeuer brannte. Die „Kerle“ sahen mich entgeistert an. Tja als Pfadfinder eignen die sich nicht…
Seda hatte zum Glück an ein scharfes Messer gedacht, also schnitzen wir noch ein paar Stöcke zum aufspießen der Würstchen zurecht.
Es war ein sehr schöner Tag, gefüllt von Lachen, beschienen von Sonne und Temperaturen um 22°C !


Ich bin die Herrin der Flammen :D













Nastja (Sonnenbrille) und Lisa (rosa Sonnenbrille) .







Es war so schön sonnig :)





Seda beim Würstchenspieß schnitzen.








Einer der wenigen Schnappschüsse, auf welchem Xjuscha und ich zu sehen sind.









Den Eintrag zum 9. Mai stelle ich später online.


Sonnigste Grüße aus Russland (ich weiß, dass bei euch kurzzeitig Schneefall war .haha.)

Lottchen

PS.: Ein besonderer Gruß geht an meinen Opa, welcher zzt. im Krankenhaus liegt. Ich hoffe


es geht dir den Umständen entsprechend gut und du erholst dich bald wieder! Ich denke an dich und sende einen schnell- gesund- werd- Gruß zu dir. :)
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