Nach der Tanzstunde gehe ich immer mit Nastja ein Stück meines Heimweges. Diesmal bat sie mich ihr ein deutsches Lied vorzuspielen. Ich holte meinen Player raus. Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich keine deutsche Musik gehört und hatte demzufolge auch nur noch ein einziges deutsches Lied gespeichert: „Baby du siehst gut aus!“ von Bakkushan. Nastja war hellaufbegeistert (verstand allerdings kein Wort) und sang den gesamten Rückweg seltsamen Wortbrei, welche sie nun als „Deutsch“ bezeichnet.
Daschas Casting fand tatsächlich am Mittwoch statt. Stolz erzählte meine Gastmutter, was passiert war:
Dascha wurde auf ihr schauspielerisches Talent getestet und musste Zwecks dessen Emotionen nachahmen.
„Dascha, zeig mir das du Angst hast- z.B.: vor dem bösen Wolf!“
„Ich habe keine Angst vorm bösen Wolf!“
„Wovor denn dann?“
„Davor, dass Xjuscha mir „Rapunzel“ (Trickfilm) nicht einschaltet…“
Süß! Man war hin und weg gerissen von dem kleinen, quirligen Geschöpf. Allerdings ist sie mit ihren vier Jährchen noch etwas zu jung und wurde somit für nächstes Jahr vermerkt.
Ansonsten liegt eine normale Schulwoche mit Tests und langweiligen Stunden hinter mir. Am Freitag bemerkte Lena, dass nur noch ein Monat Schule zwischen uns und den Sommerferien steht! JEHA! Es ist kaum zu glauben! Immerhin fiel Dienstag Schneeregen und die Temperaturen pendeln um die 5°C!
Erinnert ihr euch noch, dass hier letzte Woche „Tag der russischen Raumfahrt“ war? Passend zum diesem 50jährigen Jahrestag besuchte die zweite Klasse meiner Gastmutter ein Kosmonautenmuseum- ich war für einen Tag wieder Zweitklässlerin :).
Als ich das Klassenzimmer betrat, sprang man mir wieder fröhlich kreischend um den Hals. Dies sorgte für sichtliche Verwunderung bei den Müttern, denn schließlich kommt es selten vor, dass sich mehr als 30 Kinder über die Anwesenheit einer Halbwüchsigen so euphorisch freuen.
Die Kinder, einige Begleitpersonen, die Lehrerin (meine Gastmutter) und eine 17jährige Zweitklässlerin bestiegen den Bus.
Wir fuhren 40 Minuten und kamen schließlich in „Schorschely“, dem Geburtsdorf des tschuwaschischen Kosmonauten, Adrijan Grigorjewitsch Nikolaev, an. Ihr wisst doch sicher, dass dies der 3. Mensch im All war, oder? (Als ich das erste mal das Wort "Schorschely" hörte, erinnerte es mich sehr an den barischen Spitznamen "Schorschi"...)
Nun ja, jedenfalls betraten wir das Museum, welches direkt neben dem Geburtshaus erbaut wurde.
Das Kosmonauten Museum. (Ja, die weiße Substanz im Vordergrund ist Schnee...)
Grins...
Vor Betreten des Museums mussten wir Schuhüberzieher anziehen. Diesmal sind sie aus Stoff. Es ist hier üblich in Museen oder Krankenhäusern Schuhüberzieher zu tragen- einfach um den Dreck nicht breit zu latschen.
Zunächst erzählte uns der Museumsführer von der, für damalige Zeiten, gewöhnlichen Schulzeit Nikolaevs.
An der Tafel steht übrigens das Wort "Anne". In Deutschland ist das ein ganz gewöhnlicher Name- auf Tschuwaschisch und auf Türkisch bedeutet es "Mutter".
Doch das Museum informierte nicht nur über Nikolaev, sondern im allgemeinen über die ersten, und somit berühmtesten, russischen Raumfahrer. So wurde auch über die erste Frau im Weltraum, Walentina Wladimirowna Tereschkowa, informiert.
Kosmonautenanzug- macht nen ziemlich schlaffen... ansosnten nichts auffälliges- oder?
Hier ist es schon auffälliger: der Anzüge sind winzigst! Erstaunt fragte ich den Museumsführer wie groß die Astronauten damals waren. Er meinte: zwischen 1,60 m und 1,70m- auf keinen Fall größer. Tja... da wär ich mit meien 1,73m ungeeignet gewesen...
Weltraumessen. Die hatten sogar Kekse!
Die Kapsel, in welcher sich der Astronaut befand- ebenfalls winzigst. Unvorstellbar...ich hätt Platzangst bekommen! (Die Glasscheibe wurde für Zuschauer eingesetzt- die Kugel war abgeschlossen)
Während des Fluges saß/lag der Astronaut in dem Sessel. Er durfte nicht aufstehen (wie auch, die Kapsel wäre zu klein...). Zu seiner linken befand sich der Fallschirm und ein Trinkschlauch (da trinken in Schwerelosigkeit bekanntlich etwas schwieriger ist). Der braune Hebel rechts ist ein Steuerknüppel und der schwarze Kasten links ist ein Funkgerät. Die einzige Möglichkeit nach "draußen" zu schauen war das runde "Bullauge".
Wie ich bereits erwähnte, wurde das Museum neben dem Geburtshaus des Nikolaev erbaut. Hier also ein Bild des niedlichen Hüttchens.
Grins...
Immerhin zwei Räume hatte das Häuschen aufzuweisen- allerdings lebte man hier zu 7.!
Ein Webstuhl.
Essplatz. Links ist ein Stück Ofen zu sehen. Rechts, zwischen den Fenstern wurden Ikonen aufgestellt. Es scheint üblich zu sein diese heiligen Bildnisse in der Küche aufzustellen, denn auch bei meiner Gastfamilie befinden sie sich dort. Ach und da wir grad bei Ikonen sind: Meine Biologielehrerin ist streng gläubig- vermutlich deshalb auch so fürsorglich und hilfsbereit- naja jedenfalls befinden sich in ihrem Vorbereitsungskabinett (da wo ich immer Tee trinke ;-) ) ca. 42 Ikonen- wenn ich mich nich verzählt hab...
Auch ein Samovar gehörte zur Einrichtung.
Ebenfalls auf dem Museums-/ Geburtshausgelände befindet sich die Grabstätte des Nikolaev. Es wurde extra eine kleine Kapelle errichtet, welche ein Glasdach hat, damit er Aussicht auf das Himmelszelt hat.
Und hier noch Bilder von Schorschely- ein Dorf...
Da erinnert das doch schon eher an Dorf:
Es roch übrigens auch nach Dorf... und sogar ein Hahn krähte...
Den Eintrag zu Ostern und den Ereignissen dieser Woche mache ich etwas später fertig.
Liebste Grüße
Lotte
Ein besondere Grüße gehen an dieser Stelle an Tante Pudel und Tante Rosel.
Tante Rosel wünsche ich nachträglich alles Gute zum 80.! Schade, dass ich deiner Geburstagsfeier nicht bewohnen konnte! Doch ich wurde bereits benachrichtigt, dass es ein mehr als gelungener Besuch in Leipzig war! :)
Tante Pudel gratuliere ich zum "Kauf" des ersten Prototypen meines Buches und möchte mich gleichzeitig bedanken:) DANKE!
(Ja, ich werde über meine Erlebnisse in Russland ein Buch veröffendlichen- allerdings wird dieses erst unmittelbar nach Beendigung meines Austauschjahres herausgegeben.
BESTELLUNGEN WERDEN AB SOFORT ENTGEGENGENOMMEN!
Warum ich ein Buch schreibe? Als ich mich vor mehr als einem Jahr entschloss ein Austauschjahr in Russland zu machen, hätte ich mich sehr darüber gefreut, wenn es ein Buch gegeben hätte, welches mich wenigstens ein bisschen auf das vorbereitet, was mich erwartet. Allerdings scheint es keine Bücher zum Thema "Autauschjahr in Russland"- zu geben. Deshalb entschloss ich mich ein Buch zu schreiben: um allen die Möglichkeit zu geben mehr über Russland, aus der sicht einer 17jährigen Austauschlerin, zu erfahren.)
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