Am Montag staunte ich nicht schlecht, als ich das Schulgebäude betrat. Der Grund für meine Verwunderung war ein kleiner Aufkleber mit der Aufschrift: „Videoüberwachung“. Die Installation der Überwachungstechnik wurde natürlich nicht unkommentiert gelassen - im Gegenteil - sie sorgte für heftige Diskussionen. Es gibt eigentlich keinen Vorfall von Diebstahl oder Körperverletzung, welcher diese Maßnahme begründen würde. Die Lehrer kommentierten die Neuerung nur mit: „Am besten installiert sie noch Kameras in der Schultoilette…“ Ja, es gibt viele, welche nicht gut auf die Direktorin zu sprechen sind. Es gibt auch viele Gerüchte... naja.
Achtung
Es erfolgt Videoüberwachung
„Tag der Kosmonauten“ war am Dienstag- und zugleich Daschas Geburtstag. Noch bevor Daschul und ihre Mutter sich auf den Weg zum Kindergarten machten, gratulierten wir ihr. Xjuscha schenkte Kinderlipgloss und ein Überraschungsei. Ich schenkte ein sprechendes Plüschtier namens „Luntik“ (=Mondchen; Ein violettes Tier, welches oft beim Sandmann kommt. Es ist auf dem Mond geboren und dann auf die Erde gefallen und erlebt nun viele spannende Abendteuer zusammen mit seinen Freunden (z.B.: Bienen, Grashüpfer, Raupen).).Die nun schon Vierjährige strahlte bis über beide Ohren und stapfte fröhlich aus der Wohnungstür, in Richtung Kindergarten.
Auch Xjuscha und ich folgten kurz darauf ihrem Beispiel und verließen die Wohnung, in Richtung Schule. Als ich die Straße betrat, hätte ich heulen können: Schneeregen. Es ist April! Langsam reicht's mit'm Winter!
Endlich im trockenen Trolleybus sitzend (oh Wunder!) blickte ich auf die Straße. Riesige Plakate mit dem Abbild Juri Gagarins und der Aufschrift „50 Jahre Raumfahrt“ zierten die Straßenseiten. Als der Bus am Denkmal besagtem Raumfahrers vorbeifuhr sah ich, dass man seiner mit Blumen gedacht hat.
Denkmal Juri Gagarins mit Blümchen. (Die Bilder habe ich ein paar Tage später gemacht, da das Wetter besser war)
Denkmal Andrijan Grigirjewitsch Nikolaew - auch mit Blümchen. Er war der dritte Mensch im Weltraum. Geboren wurde er in Tschuwaschien und ist somit ein Volksheld hier (in Tschuwaschien).
Auch in der Schule informierte ein Fernseher im Foyer über die Erfolge der Russischen Raumfahrt - ich wusste gar nicht, dass die erste Frau im All auch eine Russin war…
Die Grundschulklassen gestalteten ein Raketenmuseum
Meiner Meinung nach die beste Rakete! Lecker!! (Aus Pläzchenteig)
Abends kamen die „Oma“ und ihr Lebensgefährte zu Besuch, um Daschenkas Alterungsprozess zu feiern. Ansonsten kam niemand. Das trotzige Kind will ohne Papa nicht feiern. Und ihr Papa bekommt keinen Urlaub. Meine Gastmutter hat die Feier auf Ostern verschoben, in der Hoffnung, dass ihr Mann den Urlaub zugestanden bekommt.
Auch Donnerstag stand die Jüngste der Familie im Mittelpunkt. Der Grund: Im Kindergarten wurde sie zu einem Casting für eine Fernsehserie eingeladen. Dascha hat wirklich schauspielerisches Talent. So hat sie erst vor Kurzem die Hauptrolle im Märchenstück „Kolobok“ = „Der Kloß“ gespielt. Mittwoch werden wir mehr wissen…
Freitag war ich wieder auf der Poststelle. Meine Gastfamilie plant im Sommer zu mir nach Deutschland zu kommen. Nun muss ein Visum beantragt werden und dazu benötigt man eine Einladung aus dem Gastland. Ich war also bei der Post, um die Einladung meines Vaters abzuholen.
Endlich an der Reihe, musste ich eine Empfangsbestätigung ausfüllen. Eigentlich kein Problem, wenn’s da nicht diese kleinen Unklarheiten gäbe… z.B.: Hinschreiben der Passnummer. In meinem Pass habe ich einen Buchstabencode. In meinem Visum eine Nummer. Was hinschreiben? Höflichst bat ich einen freundlich aussehenden Mann um Hilfe. Und an dieser Stelle muss ich sagen: „AAAA ICH LIIIEBE DAS RUSSISCHE VÖLKCHEN!“ Er war sofort sehr liebensgewürzig. Die Menschen hinter mir in der Schlange bekamen nun meine nicht russischen Herkunft mit und halfen mir auch.
Kurz gesagt: Wenn man hier als Ausländern einen um Hilfe bittet, wird man von sechs freundlich grinsenden Menschen umringt, welche einem Rede und Antwort stehen. Im Endeffekt war der Zettel ausgefüllt und ich bekam mein Briefchen. Hihi.
Samstag war ein witziger Tag. Zunächst kam das Mütterchen, um auf Dascha aufzupassen. Wir haben sie bestimmt einen Monat nicht mehr gesehen und als sie dann in der Tür stand, war die Freude sehr groß. Sie rief „Privjeeeet“ „Halloooo“ Und umarmte alle der Reihe nach - auch mich. :)
Danach quälten Xjuscha und ich wieder an einem Samstag zur Schule. Doch in Biologie wurde meine Stimmung, dank Keksen und Tee, wieder aufgeheitert.
Abends kam Sascha zu Besuch. Es würde zu weit gehen euch jetzt die Einzelheiten zu erzählen aber ich kann so viel sagen: Er hat sich in letzter Zeit wie ein Vollidiot aufgeführt und die beiden hatten einiges zu besprechen. Ich flüchtete aus dem Zimmer und liess Xjuscha und Sascha diskutieren.
In der Küche traf ich auf meine Gastmutter die mich sofort verhörte, was zwischen den beiden vorgefallen ist. Schließlich schaltete sie den Fernseher ein. Passenderweise kam ein Lied namens „Scheißkerl“ (pardon… und dann wundert man sich warum ich auf russisch fluchen kann…) Meine Gastmutter und ich sahen uns an. Ich meinte: „Wie passend!“ Und sie: „Da machen wir doch gleich mal etwas lauter!“ Und machte so laut, dass Sascha es zu 100% gehört haben muss. Auch das nächste Lied ließen wir laut („Mir ist alles wurscht“) – Xjuscha hat es bestimmt vernommen.
Meine russische Mutter und ich lachten vergnügt.
Liebste Grüße
Lotte
PS.:
Ich find´die Autos die hier teilweise noch rumfahren so genial!
Ein Auto mit der Aufschrift "Russische Bank" ... ich weiß nicht ob es wirklich noch die Verwendnung eines Bankfahrzeugs hat... :D
Das nenn ich noch nen Auto! :D
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