Sonntag, 6. März 2011

Nett lächeln und winken...

Wenn man der einzige Austauschschüler an einer Schule ist, sind zwangsläufig –auch nach mehr als 6 Monaten- alle Augen auf einen gerichtet. Manchmal fühlt man sich wie ein seltenes Ausstellungsstück. Ihr könnt euch nun vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich mit meinem neuen Haarschnitt, am Montag, das Schulgebäude betrat. Ich hatte niemandem etwas von meinem Haarkürzungsvorhaben gesagt, sodass das Erstauen groß war. Man meinte allerdings einstimmig, dass mir die neue Frisur stehen würde- zum Glück!
Übrigens habe ich hier wirklich ne Fangemeinde- und das meine ich so, wie ich es schreibe. So ließ sich ein Mädchen die selbe Frisur schneiden und präsentierte mir anschließend stolz das Ergebnis. Äh…ja… - wenn man keine Antwort weiß: nett lächeln und winken...
In Russisch bekamen wir ein Diktat wieder. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass der in blau verfasste Text in rot erleuchtet, da ich einfach zu viele Fehler mache. Doch diesmal waren es nur läppische 10 Fehler! Das kann ich an meinen Fingern abzählen! Jeha!!

Übrigens hat sich die nächtliche Außentemperatur um stolze 27 Kelvin erwärmt! So freuen wir uns hier jetzt über Temperaturen um –10 Grad. Allerdings schneit es oft und lässt die Schneedecke, unter welcher die so herbeigesehnten Frühblüher schlummern, weiter anwachsen. Da man hier nicht immer den Schnee wegräumt, sondern diesen oft nur platt walzt, muss man mittlerweile Treppen in den Schnee hineinarbeiten, damit der Unterschied zwischen Fußweg und Straße überwunden werden kann.

Treppe aus Schnee- nur aus Schnee

Und da wir gerade bei Neuigkeiten sind: Ich habe mir ja kürzlich die Übungshefte gekauft. Dies hat meine Gastmutter so begeistert, dass sie vorgeschlagen hat mir jeden Abend bei den Aufgaben zu helfen, denn schließlich sei sie Russischlehrerin und das sollte man ausnutzen. Dankbar nehme ich diese Chance natürlich wahr!

Bald ist Internationaler Frauentag. Das wird hier richtig gefeiert! Während sich bestimmt mehr als die Hälfte der männlichen Leserschaft gerade fragt, wann genau eigentlich dieser Festtag begangen wird, gibt es hier sogar schulfrei deswegen! Am Freitag wurden alle Unterrichtsstunden auf 30 min gekürzt. Schüler verschenkten Pralinen und Blumen an die weiblichen Lehrkörper. Auch ich verschenkte Schokolade an meine Biologielehrerin - schließlich muss ich mich irgendwie für das ständige Teetrinken revanchieren.
In der fünften Stunde gratulierten uns die männlichen Mitschüler meiner Klasse und wir aßen gemeinsam Kuchen. Dann gingen wir ins Kino und sahen uns eine kitschige Standardliebesschnulze an, welche ich mir nie angesehen hätte, wenn die Gesellschaft nicht so gut gewesen wäre. Anschließend gingen wir noch ins McDonalds und spazierten etwas durch das verschneite Cheboksary.

Samstag mussten wir nicht zur Schule. Es war wiedereinmal „Tag der Gesundheit“ - witzig das der Tag, an welchem keine Schule stattfindet, ausgerechnet als „gesunder Tag“ bezeichnet wird.
Auch nächste Woche Montag und Dienstag müssen wir wegen des Festtages am 8. März nicht zur Schule!! Haha! Ich habe übrigens vor, eine kleine Schwarzwälder Kirschtorte zu backen. Das Rezept hat mir meine Großtante gegeben (Danke noch mal an dieser Stelle). Ich mache mir etwas Sorgen, ob mir das gelingt. Nein, nicht, weil ich an meinen Backkünsten zweifle, sondern weil es hier nicht die nötigen Zutaten gibt. Z. B.: Sauerkirschen im Glas (+eigener Saft) gibt es nicht - allgemein eingekochte Früchte scheint es nicht zu geben, Puddingpulver, Weizenstärke gibt es nicht! Hinzu kommt, dass man hier üblicherweise Torten und Kuchen in Pfannen bäckt (kein Scherz! Man entfernt den Plastikgriff der Pfanne und stellt sie in den Ofen). Diese Vorgehensweise ist allerdings etwas ungünstig, wenn man den Teig, mit Puddingschicht, im ganzen aus der Pfanne holen möchte. Interessehalber ging ich also in ein paar Geschäfte und erkundigte mich, ob es Backformen gäbe, bei welchen man den Außenring öffnen kann, um den Kuchen problemlos aus der Form zu schieben. Gibt es nicht. Ich lass mich also überraschen, ob mir etwas Tortenähnliches gelingt.

Und da wir gerade bei süßen Naschereien sind:
Ich liebe „Masleniza“! Die ganze Woche Eierkuchen: dicke, dünne, mit Schokolade, Marmelade, Zucker, süßem Quark, Früchten, als Sandwichturm, usw. … ich liebe Eierkuchen!!! Im Zuge dieser Festlichkeit gibt es in Cheboksary mehrere Orte, an denen man kostenlos Eierkuchen essen kann! Das ist soo klasse!!! :D Wie schade das der ganze Spaß am Montag schon ein Ende hat!

Soviel zu den Neuigkeiten aus dem verschneiten Cheboksary.

Fazit: „Man kann durchaus eine Woche Eierkuchen essen, ohne dass diese einem zu den Ohren wieder heraus kommen! :)“

PS.:
Sportunterricht = Skilanglauf!

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