Donnerstag, 25. November 2010

Pinguin findet seinen Kindergarten

Gerade noch über den russischen Winter gesprochen, kam er auch schon. Am Samstag, dem 20.11.2010 fiel hier, in Tscheboksary, wieder einmal Schnee. Vor 38 Tagen sagte meine Gastmutter, dass in ca. 40 Tagen der Winter beginnt, und nun ist er da.
In der Schule wurde ich schmunzelnd begrüßt mit: „Hallo Scharrlootteee! Der russische Winter ist da! Schon Angst?“ oder „ Na wie gefällt dir der Schnee? Das erste mal das du welchen siehst, oder?“ Also ich darf doch sehr bitten! Ich kenne Temperaturen bis –20 Grad und selbstverständlich auch Schnee…wenn ich auch befürchte das die Menge an Schnee hier noch eine andere wird, als jene, welche ich als normal bezeichne.


Am Sonntag hatte die Schwester meiner Gastmutter Geburtstag. Ksjoschas Mutter zeigte sich gnädig und verließ mit Dascha etwas früher die Wohnung, sodass wir noch ein Weilchen schlummern konnten. Natürlich hatte die Sache auch einen Haken: Wir mussten die Wohnung sauber machen und zum Mittag bei der Geburtstagsfeier erscheinen.
Ich wischte den Boden, putze das Bad und Ksjoscha lernte ihr Gedicht auswendig. An dieser Stelle einen lieben Gruß an meine Mutter, welche mich seit Jahren für selbige Tätigkeiten zu begeistern versucht.

Wir erschienen gegen eins auf der Geburtstagsfeier. Die Wohnung des Geburtstags“kindes“ ist sehr klein- gerade mal ein Zimmer. Die Familie saß am Tisch- nebenbei lief der Fernseher. Wir wurden sofort gebeten uns zu setzen und zu essen. (Was anderes hatte ich hier auch nicht erwartet.) Man fragte mich wieder, wie es mir hier gefalle und was ich hier verloren hätte. Schließlich wurden wieder die Verwandtschaft in Deutschland aufgezählt. Da gibt es mehrere, welche Deutschland bereisten, Deutsch lernten oder, oder, oder. Vorallem eine ehemalige Deutschlehrerin unterhielt sich mit mir- wenn auch auf russisch.
Während man nun munter gemästet wurde, sich unterhielt und das Gedudel des Fernsehers ausblendete, wurden Reihum Glückwunsche überbracht. Aber nicht wie ich es kenne ( Man nennt seine Glückwünsche und stößt dann einmal auf das Wohlergehen des Geburtstagskindes an), sondern anders.: Man nennt seine Glückwünsche, welche anschließend mit Schnapsglas Wodka begossen werden. Aber hierbei trinkt nicht nur der Beglückwünschende, sondern alle. Und das geht Reihum so… zum Glück war die Zahl der Gäste nicht so groß…
Zum Schluss waren wir Kinder (Ksjoscha, Dascha und ich) an der Reihe (selbstverständlich ohne Wodka!) Als ich ihr Erfolg, bei allem was sie sich erhoffe, wünschte, jubelte man begeistert.


Am Dienstag freuten wir uns bereits über Temperaturen von – 10 °C! Der Schnee reichte nun bis zu den Knöcheln und der Wetterbericht für nächste Woche (-20°C) veranlaßte mich eine Winterjacke kaufen zu gehen.
Zwecks dessen machte ich mich mit Ksjoscha und Sascha auf zum Einkaufszentrum „Schupaschkar“. Wir setzten uns in den Trolleybus, dessen Fenster nun mit wunderschönen Eisblumen verziert sind.
In „Schupaschkar“ angekommen, fanden wir wonach ich suchte- oder zumindest hoffe ich das. Ich kaufte einen Mantel, welcher Temperaturen bis- 25°C abhalten soll. Ksjoscha und Sascha meinten, wenn es kälter als –25°C wird, findet man kaum eine Jacke die das abhält, sodass Zwiebelprinzip angesagt ist.

Gerade noch Angst vor plötzlichem Wintereinbruch, ist schon Tauwetter angesagt. Wiedereinmal ist Herumtänzeln um riesige Pfützen und matschige Wege an der Tagesordnung. Und ich dachte, das Thema ekliges Matschwetter hätte sich bis zum Frühling erledigt…
Am Donnerstag war der Weg zur Schule eine wahre Tortour. Nicht nur durch besagtes Matschwetter, sondern auch –wer hätt´s gedacht- durch meinen lieben Freund: den Trolleybus. In besagtem Fahrzeug wird geheizt- an sich ist das gut. Aber zur Rush- hour, wenn man teilweise so dicht steht, dass man gerade mal „eine Handbreit“ von den Gesichtern der Mitfahrenden entfernt ist, ja, dann ist das Heizen des Busses nicht notwendig. Durch die dicken Jacken passt gerade mal eine Zeitschrift zwischen den eigenen und die Körper der anderen. Da wünsch ich mir doch meinen Spätsommer in Tscheboksary zurück, wo ich mich über luxuriös viel Platz freuen konnte (halber Quadratmeter ganz für mich allein!)…

Wenigstens lohnte sich der Weg zur Schule, denn ich bekam eine 5 in Russisch- aber auch hier hatte ich Hilfe.
In Biologie freute ich mich wieder über Gebäck, Schoki und Tee. Diesmal gesellten sich noch kurz zwei Schülerinnen aus den höheren Klassen (vermutlich 10.) hinzu. Wir wechselten ein paar Worte, als ich schließlich gefragt wurde:
„Du bist doch aus Deutschland, oder?“
Ich: „Ja. Wieso?“
Darauf hin die andere Schülerin:
„Oh, entschuldige!“
Ich: „Was denn entschuldigen?“
„Ich dachte du bist eine normale Schülerin an unserer Schule!“
…dieses Gespräch wird nur mit einem breiten Grinsen meinerseits kommentiert.

Im russischen Heim angekommen, machte ich mich an meine Hausaufgaben. In Russisch mussten wir ein kurzes Märchen verfassen. An sich nicht schwer- nur zwei Probleme:
1. in Russisch
2. Es soll zum Thema: „Kindergarten für Pinguine“ verfasst werden
Wegen Letzterem würden schon mal alle Standard Märchenhandlungen- wie : „Prinz findet seine Prinzessin, tötet den Drachen, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…“- herausfallen. Ich überlegte also.. „Pinguin findet seinen Kindergarten, tötet den Drachen…“ Nein so würde das nicht werden…
Folgendes „Märchen“ saugte ich mir schließlich aus den Fingern. Die russische Übersetzung steht wieder weiter unten. Sascha korrigierte meine Niederschrift und meinte es wäre eigentlich gar nicht so schlecht….immerhin musste es übersetzbar bleiben…

Kindergarten für Pinguine

Es war einmal vor langer Zeit, ein kleiner Junge, welcher nie in den Kindergarten gehen wollte.
Eines Tages fragte ihn seine Mutter:
„Mein Kleiner, warum willst du nicht in den Kindergarten?“
Und der kleine Junge antwortete:
„Weil Pinguine auch nicht in den Kindergarten gehen!“
Aber Mami (Verniedlichungen wie bereits erwähnt sind hier sehr üblich) sagte:
„Na und? Du bist schließlich kein Pinguin!“
Doch der kleine Junge schrie:
„Ich mag Pinguine und wenn Pinguine nicht in den Kindergarten gehen, dann werde ich das auch nicht! Ich bleibe besser bei dir zu Hause, Mami!“
Die schlaue Mami dachte über das nach, was ihr Kleiner sagte, und antwortete:

„Vor langer, langer Zeit gab es eine niedliche Stadt am Südpol, und dort lebten Pinguine. Diese Stadt war aus Eis. An den Fenstern waren Eisblumen und Eiszapfen hingen von den Dächern.
Jeden Morgen gingen die Pinguinväter zur Arbeit. Die Pinguinkinder gingen zur Schule. Nur die Kleinsten blieben zu Hause bei Mama.
Die Zeit verging und die Mamis wollten auch arbeiten gehen, damit sie mehr Geld hätten. Aber natürlich wollte niemand die Kinder im Haus allein zurücklassen. Deswegen erdachten sie einen Kindergarten für Pinguine. Einen Ort, wo Kinder den ganzen Tag spielen, rennen und springen können, wo sie sicher sind und die Mamis arbeiten können.
Deshalb bauten die Pinguine ein großes Haus aus Eis. In diesem Haus waren viele Zimmer mit Spielzeugen, Attraktionen und so weiter.
Die Kinder liebten ihren neuen Kindergarten und waren froh dorthin gehen zu können.“

Nun, mein Junge! Pinguine lieben es zum Kindergarten zu gehen, deshalb wirst du es auch.

Die Endung „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann geht er noch heute zum Kindergarten scheint bei russischen Märchen nicht üblich zu sein…“

Детский сад для пингвинят

Жил- был маленький мальчик, который всегда не хотел в садик.
Однажды мама у него спросила:
"Малыш, почему не хочешь в садик?"
И маленький мальчик ответил:
" Потому что пингвинята тоже не ходят в садик!"
А мамочка говорила:
"Ну и что? Ты же не пингвин!"
Но маленький мальчик кричал: " Я люблю пингвинят, и если пингвинята не ходят в садик, то я тоже не буду! Луче посижу с тобой дома, мамочка!"
Умная мамочка подумала, что её малыш сказал, и ответила:

" Далеко- далеко был милый город на южном полюсе, и там жили пингвинята. Этот город был изо льда. На окнах были ледяные узоры, и сосульки свисали с крыш. Каждое утро папы пингвинят ходили на работу. Детей пингвинята ходили в школу. Только самые маленькие сидели дома у мамы.
Время шло, и мамочки тоже хотели работать, чтобы было больше денег. Но, конечно, никто не хотел оставлять детей одних дома. поэтому они придумали детский сад для пингвинят. Место, где дети могут играть, бегать и прыгать весь день, где они в безопасности, и мамы могут работать.
Так что пингвины построили большой дом изо льда. В этом дому было много комнат с игрушками, аттракционов и так далее.
Дети любили их новый садик и были рады ходить туда."

Вот мой малыш! Пингвинята любят ходить в садик, так что ты тоже будешь.

Fazit: "Pinguine gehen in den Kindergarten..."

Freitag, 19. November 2010

Klassenfoto

Diesmal sollte es wirklich ein entspannter Faulenzersonntag werden.
Gegen 9 weckte mich Daschas freudiges Gequieke. Ich schlug die Augen auf und kniff sie gleich wieder zusammen, da mir die erstaunlich warme Morgensonne direkt ins Gesicht schien. So gewärmt von der Sonne lag ich noch ein Stündchen in meinem Bett und schmökerte etwas in „Hamlet“, um meinem künftigen Pflichtlektürestress in Deutschland etwas vorzugreifen.
Als ich an den Frühstückstisch schlurfte und mich dort niederließ, erklärte mir meine Gastmutter sie würde mit Ksjoscha Vorhänge aussuchen gehen, hätte aber Angst Dascha mit zu nehmen, da sie immer noch krank ist. Ich sagte zu auf sie aufpassen zu können.
Als Dascha und ich allein waren, machte ich auf Daschas Wunsch hin, den Film „Bjela Snjeschka“- „Schneewittchen“ (in der Disney Trickfilmversion) an. Auch hier ist die Synchronisation wieder brutal, denn die russische Übersetzung ist ausdruckslos gesprochen und der englische Originalton eindeutig hörbar.
Ich sah mir also mit Dascha einen Film an. Ich selbst war begeistert von Disneyfilmen als kleines Mädchen und wenn ich mir jetzt die Disneyverfilmungen ansehe, muss ich schmunzeln. Denn obwohl Schneewittchen schwarze Haare hat, erinnert sie etwas an Marilyn Monroe bzw. allgemein an eine „Vorzeigfrau“ aus den 60ern.
Als besagte Schönheit - aufgrund zweimaligem Sehenswunsch eines bettelnden Kleinkinds- zweimal errettet wurde, kamen meine Gastmutter und Ksjoscha wieder.
Wir kochten- diesmal deutsch! Im Paket meiner Eltern waren zwei Dosen Sauerkraut und Klöße (nur noch kochen) mit enthalten gewesen, weshalb ich beschloss Klöße mit Sauerkraut und Schweinefleisch zu kochen bzw. zu braten. Ich schnibbelte und brutzelte also vor mich hin. Ksjoscha sah fasziniert dabei zu- es war das erste mal überhaupt dass sie sah, wie man Fleisch brät, da ihre Mama Fleisch nur auf andere Weisen zubereitet. Für mich hingegen war es das erste mal Fleisch nur mit Salz und Zwiebeln würzen zu können, da sich im ganzen Haushalt keine weiteren Gewürze- nicht mal Pfeffer- befinden! Das einzige weitere Gewürz in den meisten Haushalten (neben Salz) ist meistens Mayonnaise. Alles wird damit zubereitet. Auf eine hausgemachte Pizza hier kommt statt Tomtatensoße mit Basilikum schlicht und einfach: Mayonnaise.
Mein deutsches Gericht schmeckte allen sehr gut. Vor allem das Sauerkraut schmeckte allen. Die Klöße lösten interessierte Fragten aus woraus sie denn gemacht wären- aber man wollte auch nicht glau
ben, dass sie zum Teil aus Kartoffeln sind.


Am Dienstag hatten wir Physik. Ich bekam eine 5-! Jeha! Diese Leistung führte dazu, dass die Physiklehrerin der Klasse einen furchteinflößenden Vortrag hielt- es könne schließlich nicht angehen, dass ein nicht Muttersprachler bessere Noten bekäme, als Schüler, welche keine Verständigungsprobleme hätten und sich besagte „faule Socken“ mal auf ihren Hosenboden setzten sollen.
Zu mir hingegen ist sie freundlicher denn je. Wer hätte gedacht, dass eine Schülerin, welche für gewöhnlich wirren Formelsalat errechnet, mit dem einige Wissenschaftler evtl. den Anfang der Apokalypse hervorsagen könnten, mal gute Noten schreibt. Hinzu kommt, dass mir das Thema welches wir zzt. bearbeiten in der Ausführung gänzlich unbekannt ist. Denn wir behandeln gerade krummlinige Bewegung (Ich weiss nicht ob es dafür einen Fachbegriff gibt. Ich habe es einfach übersetzt.)
Und da wir grad' bei streberhaften Leistungen sind, kann ich euch gleich noch von meinen zwei 4en berichten. Eine in Algebra und eine in Geometrie. In Geometrie ist die 4 etwas Besonderes. Die Aufgabe verlangte, dass man anhand bestimmter gegebener Werte beweist, dass Dreiecke bzw. bestimmte Elemente zweier Dreiecke, gleich sind. Das Ganze ohne Rechnung, nur mittels erlernten geometrischen Gesetzen. Von mir verlangten die Aufgaben jedoch etwas mehr, als das. Immerhin musste ich Aufgabenstellung und Merksatz verstehen und den verlangten Beweis noch zu Papier bringen. Also wiedereinmal :Jeha!

Am Mittwoch ging Dascha das erste mal seit einem Monat wieder zum Kindergarten. Einen ganzen Monat war sie permanent zu Hause gewesen, da sie erst die Windpocken und dann eine Erkältung hatte. Im Klartext bedeutete das für uns: abgesehen von Schule jeden Tag mit Dascha… anstrengend ist da noch schmeichelnd formuliert.

Am Freitag ging ich nach der Schule mit der Englischlehrerin (und YFU- Freiwilligen) mein Visum abholen. Auf dem Weg zur Behörde unterhielten wir uns. Sie fragte mich, ob ich Fortschritte mache und wie ich in meiner Familie zurechtkomme. Ich antwortete, dass ich bedauerlicherweise keine Fortschritte bemerke- im Gegensatz zu den anderen Austauschlern, welche mittlerweile wesentlich besser sprechen als am Anfang. In meiner Gastfamilie komme ich immer noch bestens zurecht.
Wir unterhielten uns auch über den russischen Winter. Sie beruhigte mich und meinte,-40°C seien selten hier. Es reden nur alle davon, da bei solchen Temperaturen keine Schule stattfindet und deshalb alle auf ihr Eintreten hoffen. Ein Winter verfüge hier für gewöhnlich über Temperaturen von –25 bis –30°C. Das sind doch mal erfreuliche Neuigkeiten….
Wir holten mein Visum ab. Es ist bis Oktober ausgestellt, aber ich werde wohl eher abreisen- wann genau, weiss ich selbst noch nicht.



Das Klassenfoto ist nun auch fertig. Ich habe die Gesichter etwas verwischt- nur Personen von welchen ich mit Sicherheit weiss, dass sie ein Bild von sich in meinem Blog gestatten.
Links unten ist die Schule zu sehen.
Rechts ein Bild von mir, wie ich mich zum 1. September, vor versammelter Mannschaft, vorgestellt habe. (Also wird mich hier niemand vergessen, da die kleinen Bildchen auf jedem Klassenfoto abgedruckt sind)
Und ein Bild von dem Mädchen, welches das neue Schuljahr einläutet (mit den riesigen, an Mickey Mouse erinnernden Schleifen im Haar- als weißer Umriss wahrnehmbar)
Ach und ich bin übrigens in der Mitte ganz hinten. Auffällig groß- alle anderen Mädchen, welche meine Körpergröße besitzen tragen Absatzschuhe. Hier sieht man auch mal die Schuluniform.

Fazit: Sauerkraut mit Klößen kann man auch an der Wolga essen.

Samstag, 13. November 2010

über 360 Wörter...

Dienstagabend arrangierte ich ein Gespräch zwischen meinem Gastvater und meinen Eltern- auf dessen Wunsch hin. Wie gesagt, mein Gastvater interessiert sich wirklich sehr für deutsche Geschichte und versucht sogar einfache Wörter zu erlernen.
Da saßen wir nun. Meine Eltern, das moldawische Mädchen, welches zur Zeit bei meiner Familie lebt und als Übersetzer mit herangebeten wurde, Ksjoscha, mein Gastvater und ich- einziges Problem: russisches Internet. Es mag sein, dass es nur an meinem Internetstick liegt, aber das Internet meiner Eltern ist 150 mal schneller als meines- und das meine ich wörtlich, da wir unsere Internetgeschwindigkeiten gemessen haben.
Jedenfalls waren deshalb nur wir für meine Eltern sichtbar, umgekehrt leider nicht. Zunächst bedankten sich meine Elter dafür, dass ich hier leben darf. Anschließend folgte ein Gespräch über den zweiten Weltkrieg und die Ansichten meiner Familien. Es ist schon fast erschreckend, wie oft ich mich hier mit dem Thema konfrontiert sehe - dennoch verliert es deshalb nicht an Bedeutung. Im weiteren Gesprächsverlauf luden sich beide Gastfamilien gegenseitig ein mal zu Besuch zu kommen. Das wird dann vermutlich nächstes Jahr der Fall sein.
Da mein Gastvater kein Englisch (sondern nur Arabisch) kann, übersetzte ich meinen Eltern was er sagte. Bei meinen Eltern funktionierte es ähnlich- das moldawische Mädchen übersetzte. Es war eine sehr spannende Unterhaltung, welche als Ergebnis eine Sympathie beider Familien hervorbrachte- zumindest soweit ich das beurteilen kann.

Am Dienstagabend hatten wir Besuch. Meine Gastmutter hatte zwei Arbeitskolleginnen und Freundinnen eingeladen – auch die „Oma“ schaute vorbei, wobei das fast alltäglich ist.
Wieder interessierte man sich sehr für mich und ich wurde prompt von einer der Freundinnen eingeladen, mal zum Essen zu ihr zu kommen. Wie so oft wurden viele Fragen gestellt z.B:

Esst ihr in Deutschland Suppe? Kennt ihr so etwas überhaupt? (Hintergrund dieser Fragen ist, dass man in Amerika „Suppe“ offenbar nicht kennt)
Gefällt es dir hier?
Was ist dein russisches Leibgericht?
Welche Fächer werden in Deutschland unterrichtet?
Gibt es in Deutschland wirklich so viele gutaussehende, hochgewachsene Männer?
Gibt es dort wirklich das Oktoberfest?

Die gesellige Runde blieb bis ca. um 21 Uhr bestehen. Dank klein Daschulas Schlafenszeit verließ man die Wohnung.

Der Donnerstag begann wieder mit Morgensport. Immer, wenn ich die erste Unterrichtsstunde in einer der unteren Klassen verbringe, werden 5 Minuten vor dem Unterricht seltsame und vermutlich nutzlose „Aufwachübungen“ durchgeführt.
Anschließend bekam ich meinen Test in Algebra zurück- wieder eine 4 juhu!
In Russisch schrieben wir ein Diktat. Diesmal konnte ich alles mitschreiben und das obwohl ich nicht mal alles verstand…was sich dann auch an der Anzahl meiner Rechtschreibfehler widerspiegelte.

Mein Gastvater verabschiedete sich noch am selben Nachmittag- gerade mal 10 Tage lebte er bei uns. Er belehrte mich besonders vorsichtig beim Überqueren der Straßen zu sein und erzählte mir Zwecks dessen Horrorgeschichten von Trunkenheit am Steuer und ungeduldigen Rasern, welche auch bei rot vor nichts halt machen. Aber eigentlich ist mir die Ungeduld und „wie-vom–Teufel-besessen" Fahrweise der meisten Autofahrer hier nicht unbekannt - es ist Alltag.
Er wünschte mir viel Glück, meinte man sieht sich evtl. im April mal wieder, und verließ zusammen mit seiner Frau und seinem Kind, welche ihn zum Bahnhof begleiteten, die Wohnung.

Dann wurde Dascha krank. Am Samstag sogar so krank, dass sie mal ruhig dalag – und das obwohl sie doch sonst so quicklebendig ist. Ihre Mutter bestand auch den zweiten von vier Teilen des Examens, welches sie am Samstag ablegte. Am Abend zuvor saß sie wieder nervös in der Küche und als ich ihr sagte, es würde alles gut werden, meinte sie nur mit einem ironischen Grinsen: „Sterben wäre vermutlich leichter.“
Ich: „Ja, aber bei weitem nicht so lustig.“
Sie (lachend) „Ja das ist es überhaupt nicht.“
Danach vertiefte sie sich wieder in ihre Bücher

Ebenfalls am Samstag schickte ich Katja den Artikel „warum ich ein Austauschjahr machen wollte“. Nur diesmal auf Russisch. Über 360 Wörter schrieb ich- grammatikalisch alles richtig aber als Ksjoscha es las grinste sie und mäkelte an jedem Satz, dass man das auf diese Art und Weise normalerweise nicht sagt. Deprimierend. Aber immerhin hatte ich selbständig einen so langen Text geschrieben, welchen sie bemängeln konnte- und sie verstand, was ich eigentlich sagen wollte…das ist doch schon mal was…oder?

In dem Sinne: Liebste Grüße aus dem herbstlich, verregneten Tscheboksary

Fazit: „Ich muss noch viel lernen…“


Wen es intressiert was ich in meinem Artikel geschrieben habe- hier ist er und weiter unten nochmal auf Russisch.


Hallo,


mein Name ist Charlotte, ich bin 16 Jahre alt und zur Zeit verbringe ich mein Austauschjahr in Russland.

Die Idee des Austauschjahres entstand für mich, als ein Freund von mir sein Austauschjahr in Kanada verbrachte. Er schickte ab und zu Mails, wie es ihm gehe und was er erlebe. So wie er seine Erlebnisse schilderte, erschien mir sein Leben als einziges Abenteuer, mit jeder Menge neuer Erfahrungen und natürlich auch Spaß.

Meine Schule organisiert jedes Jahr einen 10- tägigen Schüleraustausch nach Russland- Sankt Petersburg. Um auszutesten, wie es ist, in einer fremden Familie, einem fremden Land, zu leben, machte ich mit. Es war ein Erfolgserlebnis. Die russische Mentalität und die Gastfreundschaft der Familie hinterließen einen bleibenden Eindruck bei mir. Wenn mir vor dem Austausch noch nicht klar war, ob ich überhaupt für so lange Zeit verreisen will und wohin, so war mir nach diesen 10 Tagen alles klar. Ich wollte mein Austauschjahr in Russland verbringen. Das russische Leben ist anders als jenes, welches ich kenne. Ich wollte mehr darüber erfahren. Es gibt so viele Vorurteile gegenüber Russland - die Einen sagen, dort ist es wunderbar und für wieder Andere erscheint alles in Russland schlecht. Ich wollte mir eine eigene Meinung zu diesem Land bilden. Zudem versuche ich seit fast 5 Jahren Russisch in der Schule zu lernen, weshalb sich ein Austauschjahr in Russland auch positiv auf meine Schulnoten auswirken würde, ich aber gleichzeitig nicht vollkommen unwissend in mein Austauschjahr stolpern würde.

In der Schule hier komme ich immer besser zu recht. Ich habe einen eigenen Stundenplan. In den Stunden verstehe ich immer mehr und schreibe mittlerweile sogar Tests mit.

Ich bin absolut glücklich mit meinem Austauschjahr. Die Gastfreundschaft der Menschen hier, die Freundlichkeit und das Verständnis für eventuelle Verständigungsprobleme sind wichtige Punkte dabei. Auch meine Gastfamilie behandelt mich wie ihre eigene Tochter, sodass ich mich wirklich rundum glücklich schätzen kann.
Eher nicht so gut finde ich die Essfreudigkeit hier, welche tief in der russischen Seele verwurzelt zu sein scheint. Ich bin es gewöhnt 3 Mahlzeiten am Tag einzunehmen und zwischendurch Obst, Gemüse oder Naschereien. Aber hier scheint man immer zu essen, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Ich habe mir also einen Sport gesucht um unerwünschten Nebeneffekten des vielen Essens vorzubeugen. Also kein Problem, welches nicht zu lösen wäre.

Ich empfinde ein Austauschjahr als sehr wichtig und als eine Bereicherung. Es kann Vorurteile beseitigen und die Verständigung zwischen Ländern erleichtern- nicht nur durch Verständnis der Sprache, sondern auch durch Verständnis des Landes/ Volkes an sich. Auch verändert ein Austauschjahr die Sichtweise auf sein eigenes Heimatland, da man erfährt, wie und warum die Menschen in einem anderen Land darüber denken.

Zukünftigen Austauschlern kann ich nur empfehlen, sich vorher über ihr Austauschland zu informieren. Geschichte, Bräuche und Grundkenntnisse der Sprache, wie z.B. das Alphabet, sich an zu eignen. Des weiteren sollte man sich bewusst sein, dass man im Begriff ist, ein wundervolles, ereignisreiches Jahr zu verbringen, welches das eigene Leben vermutlich nachhaltig beeinflusst.





Привет,

Меня зовут Шарлотта и мне 16 лет. Сейчас я по обмену живу в городе Чебоксарах.

Почему я захотела на год по обмену? Друг был в Канаде и иногда он написал письма о том как он живет там. Мне очень понравилось всё что он рассказывал. Его жизнь казалась мне прекрасным приключением и он изучал другой язык, поэтому я тоже захотела поехать в другую страну по обмену.

Моя школа в Германии каждый год организует обмен с Санкт Петербургом который делийца 10 дней. Я ещё не знала как жить в другой семье, в другой стране, но за год до этого я решила что я буду участвовать.
Участвовать в обмене было замечательно! Русский менталитет и русская гостеприимность меня привлекали. Перед обменом я ёще не знала куда я хочу по обмену, но после Санкт Петербурга я поняла что я хочу в Россию.
Повседневная русская жизнь отличается от жизни которую я знаю. Об этой жизни я хочу больше знать. О России так много стереотипов: одни говорят что там прекрасно и другие говорят что там плохо. А я хочу сама узнать что правда.
И почти 5 лет я учу русский язык в школе, поэтому я уже знаю немножко и обмен будет легче.

В школе в России всё будет луче. У меня свою расписание. На уроках я много понимаю и даже пишу контрольные работы.

Сейчас я абсолютно рада тому, что я приехала в России по обмену. Я нашла друзей и моя приёмная семья относится к мне как родной дочери, так что возможно сказать что я счастлива.

Мне не нравится здесь что все всегда едят. Я боюсь что я потолстею- но я занимаюсь спортом поэтому я надеюсь что я не стану полной .

Я думаю что обмен очень важен. Он может убирать стереотипы и создавать понимание между странами. Не только для того что язык был понятен, но и народ. И также обмен может изменить мнение о своей стране потому, что замечаешь что и почему народ в другой стране думает о твоей родине.

Будущим студентам по обмену я хочу сказать что это очень важно информировать о стране перед обмену. Знание истории, праздников и алфавита уже может помочь вам в первое время обмена.
И вы должно знать что это самое крутое год вашей жизни!

Dienstag, 9. November 2010

So etwas sieht man sonst nur im Fernsehen

Meine Gasteltern und Dascha verließen am Sonntagmorgen die Wohnung. Mittlerweile weiss ich, dass sie – wenn sie denn mal an einem Sonntagmorgen fehlen- in die Kirche gehen. Ich genoss noch etwas die Ruhe, stand schließlich auf und überflog noch einmal meinten Text. Katja hatte uns am Freitag beauftragt, mindestens 300 Wörter über unseren Austausch zu schreiben. Zufrieden mit meinem Schriftstück verpackte ich dieses in eine Mail und schickte sie ab. Ich wollte mich gerade den Hausaufgaben widmen, als meine Gastmutter mit Dascha überraschend zeitig nach Hause kam. Sie sagte nur: „Zieht euch um! Der Pfarrer kommt in einer Stunde und wird die Wohnung segnen!“ Ich verstand nicht gleich - man erklärte es mit anderen Worten. Ich verstand. Wie ich bereits schon einmal geschrieben habe: „Immer wenn ich glaube zu wissen, was als nächstes passiert, passiert etwas Unerwartetes.“ Zum Beispiel: russisch orthodoxe Wohnungssegnung statt verschlafener Sonntag.
Nun gab es bestimmte Kleidungsvorschriften. Alle weiblichen Personen des Haushaltes mussten einen Rock und ein Kopftuch tragen. Im allgemeinen gilt die Regel, je mehr Haut du bedeckst, desto besser. Ich trug also dunkle, blickdichte Strumpfhosen, einen schwarzen Pullover und knielangen Rock und ein blaues Kopftuch. Meine Gastmutter sah mich an und meinte „Sehr gut!“ Während wir begannen unser Mittag zu kochen, schossen mir eine Vielzahl an Gedanken durch den Kopf:
- Wie wird das ablaufen?
- Ist es ein Problem, dass ich evangelische Christin bin?
- Werde ich etwas verstehen?
- Wird der Pfarrer wirklich wie im Film mit einem Weihrauchgefäß durch die Wohnung gehen?

Pünktlich nach einer Stunde erschien der Würdenträger. Ein kräftiger und respekteinflößender Mann. Er trug einen schwarzen Mantel, darunter ein schwarzes Gewand, welches am Bauch von einem dünnen, ebenfalls schwarzen Band umfasst war. Auf dem Kopf trug er eine schwarze Kopfbedeckung, lange, zu einem Zopf zusammengebundene Haare und einen langen Vollbart.
Er erkundigte sich zunächst, wen er vor sich hätte. Mein Gastvater stellte jedes Familienmitglied vor. Wie ich bereits erwähnt habe, hatte ich etwas Bammel, da ich nicht dem russisch orthodoxen Glauben angehöre. Er sah mich an und sagte :
„Aus Deutschland?“
Ich: „Ja.“ Er quatschte munter drauf los wie lange er deutsch gelernt habe und dass er bedauerlicherweise alles bis auf das „Vater Unser“ vergessen habe. Ich fühlte Erleichterung.
Er betrat die Küche und öffnete den ebenfalls schwarzen Aktenkoffer, welchen er bei sich trug. Er holte – plump gesagt- einen langen, grün/gold bestickten Schal heraus, welchen er sich so um den Hals legte, dass dieser, über seinen Bauch bis ca. 20cm über dem Boden, an ihm hinabfiel. Dazu legte er noch “Handgelenkkrampen“ an, welche auf dieselbe Weise bestickt waren.
Er zündete für jede Person, welche hier lebt, eine dünne Kerze an. (Das alles fand in der Küche statt, wo auch die Ikonen stehen.)
Er wendete sich den Ikonen zu und begann zu beten. Als er sich bekreuzigte, zeichneten alle Anwesenden - wie er- mit drei Fingern ein Kreuz- Stirn- Bauch- Schultern, anschließend verneigte man sich vor den Ikonen. Ein seltsamer Anblick. Er betete so schnell, dass selbst Ksjoscha- wie sie mir im nachhinein erzählte- nicht alles verstand. Er bekreuzigte sich während seines langen Gebets oft und immer machten es alle nach. Mein Gastvater drehte sich kurz nach mir um und zwinkerte mir aufmunternd zu- er schien zu verstehen, dass es eine ungewohnte Situation für mich war.
Der Würdenträger wandte sich einer Plastikflasche, gefüllt mit Weihwasser, zu. In sein Zeitraffergebet baute er den Satz: „Ich nehme mir eure Tasse.“ ein und füllte besagten Gegenstand mit Weihwasser.
Aus seinem Koffer holte er ein goldenes, faustgroßes Weihrauchgefäß und –plump gesagt- einen pinselähnlichen Gegenstand.
Dem Hausherren gab er goldfarbene Sticker, auf welchen in schwarz das Kreuz der russisch orthodoxen Kirche abgebildet sind. In jedem Zimmer wurde ein solcher Sticker, gegenüber der Tür, angebracht. Danach nahm der Geistliche das Weihrauchgefäß und mit dem Weihwasser bespritzte er, mit Hilfe des “Pinsels“ die Wände der Wohnung. Auch hierbei zeichnete er ein Kreuz. Er begann an der Wand, an welcher die Ikonen stehen, und ging eine Runde durch die Wohnung bis er wieder bei den Ikonen ankam. Dabei klingelte sein Handy, welches passenderweise einen Kirchenchor als Klingelton hatte.
Anschließend segnete er jeden Einzelnen von uns auf dieselbe Weise. Eine nasse Angelegenheit. Dascha durfte das übrige Weihwasser aus der Tasse trinken. Damit war die Prozedur beendet. Der Würdenträger nahm alle zuvor angelegten Kleidungsstücke ab und verstaute sie in seinem Koffer. Er redete noch etwas über die Worte Gottes- ich verstand leider kaum etwas. Insgesamt eher eine respekteinflößende Person- meine Gastfamilie sah während des Wortwechsels mit ihm abwechselnd in seine Augen und dann wieder auf den Boden. Dagegen war der Pfarrer, welcher mich konfirmiert hat, ja fast ein Kumpel!
Nachdem er gegangen war, aßen wir zu Mittag, dieses bestand aus Pirogen, Huhn mit Kartoffeln, Pizza und Torte - also wie gewohnt viel.

Es war Nachmittag, ich widmete mich gerade meinen Hausaufgaben, als Jack anrief und fragte ob ich Lust hätte mit ihm an die Wolga zu gehen. Ich sagte zu.

Um 6 holte er mich ab. Wir fuhren mit einer Marschrutka an besagten Fluss. Ich war hier schon oft gewesen (auch ihr wisst durch meine Fotos wie der Seitenarm der Wolga aussieht, an welchem ich bereits in den ersten Tagen meines Austausches war), aber noch nie bei Nacht. Das Denkmal und das gesamte Ufer sind hell erleuchtet. Wir spazierten um das Ufer, bis zu einem Cafe, in welchem wir uns hinsetzten und Tee tranken. Wir unterhielten uns über alles Mögliche, angefangen bei Housemusik, über den 2. Weltkrieg und endend bei Schriftstellern und Komponisten unserer Länder. Jack zitierte Puschkin- da werde ich wohl noch lange lernen müssen, bis ich Puschkin in seiner Muttersprache verstehe.
Als wir weitergingen erklärte er mir tschuwaschische Schriftzeichen und führte mich zu ein paar Denkmälern.

Das ist die Flagge von Tschuwaschien - auch hier sieht man eines der Schriftzeichen über welche man hier früher kommuniziert hat...soweit ich das richtig verstanden habe...

Wir gingen an einem Mann und einer Frau vorbei. Als Jack sich nach diesen umdrehte, tat ich es auch- es war offensichtlich, dass Besagte von Besagtem belästigt wurde. Jack meinte: „Warte kurz hier!“ Ich blieb stehen. Er ging zu dem Mann- ich stand zu weit weg um etwas hören zu können, aber wirklich Sorgen machte ich mir nicht um Jack- er besucht 3 mal die Woche einen russischen Kampfsport, welcher auch beim russischen Militär angewendet wird. Der Mann rastete aus- alles ging blitzschnell- auf einmal sehe ich einen roten Punkt auf Jack, welcher vom Laserstrahl der Pistole des Bedrängers ausgeht. Sämtliche Gedanken fallen aus. Waffe. Der Mann schreit Jack solle sich verziehen - sieht mich an- roter Punkt auf mir. Waffe auf mich. Er schreit wieder wir sollen uns verziehen. Jack und ich drehen uns um und gehen langsam. Ewig schien der Weg bis ich endlich um die Kurve gehen konnte und somit außer Gefahr war. Jack kam kurz darauf. Ich wollte ihn fragen, was das gerade war- obwohl ich es eigentlich wusste- doch er ging schnurstracks zum nächsten Kiosk und forderte die Verkäufern auf die Miliz zu alarmieren. Der Mann kam am Kiosk vorbei und bemerkte, dass Jack und ich ebenfalls vor Ort waren. Jack schaltete blitzschnell von einem „Rufen- sie- die- Polizei- Gespräch“ auf „Ich hätte gern Kaugummi“ um. Der Mann ging weiter.
Während wir auf die Miliz warteten, wurden wir von einer völlig aufgelösten Obdachlosen zugetextet, man müsse sie vor besagtem Mann beschützen. Sie war betrunken und schien dies oft zu sein, denn ihre Stimme glich einem Krächtsen. Sie verzog sich bald und Jack fand Zeit mir zu erklären, was um alles in er Welt gerade passiert war. Er meinte es war nur eine Softgun, welche mit Plastikkugeln schießt und allemal blaue Flecke verursacht- nur am Kopf können solche Verletzungen gefährlich werden. Er fragte ob alles in Ordnung sei. Seltsamerweise war ich wirklich erstaunlich gelassen.
Die Miliz kam nach 5 Minuten. Zwei Beamte. Feste, schwarze Schnürschuhe, Pelzschapka mit Wappen, eine dicke Jacke, welche von einem schwarzen Gürtel umfasst war, an welchem ein Schlagstock befestigt war. Ich stellte in Gedanken einen Vergleich mit der deutschen Polizei an, welche einen kleinen, grünen Drachen Namens „Poldi“ als Maskottchen hat...

Wir nahmen die nächste Marschrutka- bloß schnell weg! Ich dachte daran, wie oft ich gehört hatte, das Russland ein gefährlicher Ort sein kann und wie oft ich so etwas im Fernsehen gesehen habe. Erleben ist etwas anderes. Mein Begleiter meinte: „Das ist Russland. So etwas kann passieren- tut es aber zum Glück nicht oft. Es ist etwas, was du am besten gleich wieder vergisst! Wirklich alles in Ordnung?“ „Ja- aber ich geh hier Nachts nicht mehr ohne männliche Begleitung aus dem Haus….“ Und ich meinte was ich sagte.
Er lieferte mich um 10 an der Wohnungstür ab und erinnerte mich daran, welche russischen Trickfilme ich mir unbedingt ansehen müsste. Ich bedankte mich für den schönen Abend und betrat die Wohnung. Meiner Gastfamilie erzählte ich nur, dass wir spazieren waren und dass es sehr lustig war, und das ist die Wahrheit - oder zumindest ein Teil davon.
Ich ging schlafen.

Am Montag begrüßte uns die Russischlehrerin mit den Worten: „Das kürzeste Schulviertel hat angefangen- bald sind wieder Ferien, also seid etwas fröhlicher!“ Es stimmte- die nächsten Ferien beginnen tatsächlich am 31.12.10. .

Am Abend mussten Ksjoscha und ich auf Dascha aufpassen. Meine Gastmutter hatte Stress wegen des zweiten Teils des Examens und war deshalb beschäftigt. Mein Gastvater war einkaufen gegangen. Ich spielte etwas mit Dascha- wie gesagt sie ist die jüngere Ausgabe von mir, also weiss ich was sie fröhlich macht. Ich fasste sie an einem Arm und einem Fuß und drehte mich um die eigene Achse, so dass Dascha flog, so wie mein Vater es bei mir gemacht hat. Damit hatte ich mir allerdings selbst ein Bein gestellt, denn natürlich wollte sie: „Nochmaaal!“
Meine Gastmutter kam gegen um 10. Ksjoscha und ich waren erstaunt, dass ihr Mann nicht bei ihr war. Wir sind schon davon ausgegangen, dass alles Vorwände waren um heimlich ungestörte Zeit zu zweit verbringen zu können. Auch Ksjoschas Mutter war erstaunt über das lange Fernbleiben ihres Gatten.
Gegen um 11 kam er. Und begrüßte uns alle fröhlich mit einem : „ Guden Dak!“ (Akzent) Seine Frau roch an seinem Atmen. Er hatte nichts getrunken. Offenbar scheinen nicht alle russischen Männer so trinkfreudig zu sein.
Er fragte wie es mit Dascha gelaufen sei:
Ksjoscha: „Zuerst habe ich mit ihr gespielt und dann Scharlotta.“
Er: „ Ah, alles klar! Zuerst hat sie dich gestört und dann Scharlotta. Haha“
Er scherzt wirklich gern.

Fazit: „Genieße das Leben in vollen Zügen!“

Samstag, 6. November 2010

coole Omas

Am Donnerstag dem 04.11.2010 war hier Feiertag- um genau zu sein „Tag der Einheit des Volkes“. Niemand musste arbeiten- wiedereinmal Schülerpech, wenn ein Feiertag in die Ferienzeit fällt.
Wir wurden zum Essen beim Mütterchen eingeladen. Ein nicht weiter spektakuläres Familienzusammenkommen. Man aß viel und redete. Meine Gasteltern verabschiedeten sich nach dem Essen und verließen gemeinsam die Wohnung. Auch Ksjoscha und ich verabschiedeten uns bald darauf und machten uns auf den Heimweg. Dascha blieb beim Mütterchen.

Sascha kam zu Besuch. Ich verkrümelte mich in die Küche, sah russisches Fernsehprogramm und liess die beiden in Ruhe.

Als Ksjoschas Mutter und ihr Mann am Abend die Wohnung betraten, rief mein Gastvater: „Na wo ist denn der Kavalier?“ Mit seinem gewohnten Grinsen begrüßte er Sascha- die beiden kennen sich bereits. Seit der Ankunft meines Gastvaters weht hier ein anderer Wind- ein positiverer. Meine Gastmutter ist fröhlich und Dascha sowieso. Mein Gastvater scherzt oft. Er ist übrigens auch sehr spendabel. So kann sich Dascha über eine neue Jacke, Mütze, Strickjacke, Handtasche, meine Gastmutter über zwei Kleider, Schmuck, Parfum, neues Handy, neue Winterjacke und Ksjoscha über Schmuck und bezahltes Internet freuen. Krass! Er begründete alles mit einer Redensart unter Männern: „Wenn du kein Geld hast, bleib' zu Hause!“ Russische Männer scheinen wirklich gern zu schenken- auch Sascha überhäuft Ksjoscha mit Schmuck und sonstigen Accessoires.


Am Freitag war ich Schuhe kaufen mit Natascha. Meine Chucks fallen langsam auseinander und die Ugi sind so warm, dass ich die nicht bei matschigem Herbstwetter mit gelegentlichem Schneefall tragen kann. Wir trafen uns an der „Mega Moll“. Dort kaufte ich zunächst ein Geburtstagsgeschenk für Ksjoscha (welches ich noch nicht verrate, da sie diesen Blog lesen könnte). Dann liefen Natascha und ich etwas ziellos durch die 5 etagige "Mega Moll" auf der Suche nach ein paar Schuhen, welche nicht 5000 Rubel (ca. 130 Euro) kosten. Da wir natürlich nicht stillschweigend nebeneinander her stiefelten, erzählte mir Natascha etwas, was ich durchaus erwähnenswert finde. Sie meinte: „Ihr habt solche coolen Omas in Deutschland!“ Ich lachte- das ist mir ,seit ich hier bin, auch schon aufgefallen. Der Begriff „Mütterchen“ wird hier gelebt. Eine Oma ist hier eine kleine, gekrümmte Frau, welcher das Alter anzusehen ist. Ein Kopftuch, großer Anorak, langer Rock , sowie dicke Wollstrümpfe, welche aus seltsam ausgelatschten Schuhen ragen sind verallgemeinert ihre Kleidung. Natascha war mal in Deutschland und meinte weiter: „Eure Omas! Zurechtgemacht – alle sehen aus wie 50!“ An dieser Stelle wieder einen lieben Gruß an meine coolen, zurechtgemachten Großeltern und auch an Natascha, welche meinen Blog verfolgt.

Anschließend gings wieder zum Sport. Die Übungen sind so kompliziert, dass selbst die Trainerin auf dem Monitor ab und zu ins stolpern kommt!

Ich war frisch geduscht und saß im bequemen Jogginganzug und mit nassen Haaren im Zimmer, als mein Gastvater fragte, ob Ksjoscha und ich mit ins Kino kämen. Ksjoscha rief: „Ja!“ Er darauf hin: „Gut dann beeilt euch in einer halben Stunde fängt der Film an!“
Ich hastete zum Fön, stolperte in meine Klamotten und hoffte mit „vorzeigbar machen“ fertig zu sein, bevor man anfangen müsste mich zu ermahnen.
Zehn Minuten später waren meine Haare trocken und hochgesteckt und ich trug vorzeigbare Kleidung. Rekord! Ich selbst wusste nicht, dass ich so schnell sein kann! Ich war früher fertig als meine Gastfamilie.
Mit einem Taxi fuhren wir zum Kino. Auch dieses Taxi hob sich, durch einen Steinschlag, welcher fast die gesamte Windschutzscheibe durchquerte, von allen mir bisher bekannten Taxis ab.
Während der Fahrt erklärte mir mein Gastvater, worum der Film gehen würde: um den 2. Weltkrieg. Um genau zu sein um die Festung Brest, welche 1941 von deutschen Truppen eingenommen wurde. Jeha! Als ob einem dieser Teil der deutschen Geschichte nicht so schon unangenehm wäre…
Eine makabere Situation wie sie im Buche steht. Deutsche sitzt zwischen Russen und schaut sich einen Film an, in welchem das Wüten und Abgemetzel der nationalsozialistischen Truppen zu sehen ist. Der Film hat- soweit ich das beurteilen kann- nichts verfälscht dargestellt. Es ist bei weitem nicht der erste Film, welchen ich zum Thema 2. Weltkrieg sehe, aber dennoch war es eine neue Erfahrung. Ich habe bisher nur Filme gesehen, wie andere Truppen in Deutschland wüteten, aber nie, wie die deutschen Truppen vorgingen. Insgesamt ein guter Film- wenn auch sehr brutal.
Meine Gastmutter meinte nach Ende des Films: „Fu! Ich mag solche schweren Filme nicht!“ Dann sah sie mich an „Mein Mann hatte Angst dich mit ins Kino zu nehmen.“
Ich: „Wieso?“ dabei sah ich zu ihm.
Er: „Ich habe Angst du verstehst es so, als ob alle Russen Deutsche hassen und wir dir deshalb den Film gezeigt haben.“
Ich schmunzelte: „Das ist Geschichte! Das war so- wichtig ist nur das es momentan nicht so ist und nicht wieder so wird!“
Mein Gastvater lächelte erleichtert.
Er: „Der Film kam zum Feiertag „der Einheit des Volkes“ in die Kinos- wir wollten ihn uns einfach ansehen- wie gesagt ich hoffe du verstehst es nicht falsch…“
Wieder beruhigte ich ihn. Wir führten anschließend ein Gespräch über den zweiten Weltkrieg und die Situation innerhalb der beteiligten Länder heute. Bzw. er erzählte und wenn ich etwas verstand trug ich etwas zum Thema bei. Wieder mal eine bereichernde Erfahrung, welche ich hier sammeln durfte.

Der Samstag war ein ruhiger Tag. Ich skypte mit meinen Eltern. Leider ist mein Internet wirklich schrecklich langsam, sodass die Verbindung zwischendurch abbrach oder stockte. Dennoch scheint es zu Hause allen gut zu gehen- und es tut sehr gut das zu hören.

Hier ist auch alles super. :)

Fazit: „ 70 Jahre vergingen und noch immer ist der Krieg ein heikles Thema. 70 Jahre vergingen und einem einstigen Feind ist es nun möglich, glücklich auf russischem Boden zu leben und Freunde zu finden.“

Mittwoch, 3. November 2010

2. Monate gingen ins Land...

Der Sonntag Vormittag verlief ohne besondere Ereignisse.

Um 17:00 Uhr wurde ich von Schenja (welcher mich eine Woche zuvor als Spion bezeichnete) zum Theater abgeholt. Es mag seltsam klingen: 16 jähriges Mädchen geht mit 20-jährigem Russen ins Theater- ohne weitere Begleitung. Aber Schenja ist wirklich ein beispielhafter Gentleman- ihr werdet es noch lesen.
Wir stiegen in ein Taxi. Also ein altes Auto mit Taxometer und Fahrer. Wir unterhielten uns auf Englisch. Schenja war erst kürzlich in Amerika gewesen und will seine Englischkenntnisse nicht in Vergessenheit geraten lassen. Mir soll das nur recht sein, denn ich merke, wie mein eigenes Sprechvermögen in dieser Sprache langsam aber sicher einrostet. Der Fahrer linste interessiert in den Rückspiegel. Während unserer englischen Unterhaltung wechselte Schenja ab und zu ins Russische, da ihm bereits einige Vokabeln entfallen waren. Der Fahrer linste noch interessierter. Schließlich fragte er Schenja:
„Woher ist sie?“
Schenja: „Aus Deutschland.“
Fahrer: „Sie spricht wirklich gut Englisch- und Russisch anscheinend auch!“
Ich: „Vielen Dank!“
Schenja: „Ich sag' doch du bist ein Spion!“
Der Fahrer grinst und ich streite es erneut mit einem Lächeln ab.
Im Theater sahen wir eine Komödie - sehr lustig! Ich verstand immerhin grob die Handlung.
Auf dem Weg zum Restaurant unterhielten wir uns. Schenja meint das nächste mal müsse er mir unbedingt ein tschuwaschisches Theater zeigen - im allgemeinen habe ich das Gefühl, dass er sich zu meinem persönliche Touri-Guide erklärt hat…mir solls recht sein! :) Schließlich fragte ich ihn wie sein vollständiger Name sei. Er nannte ihn. Ich sah ihn an. Er nannte ihn erneut. Das kann ich niemals im Leben aussprechen! Zu meiner Erleichterung bot er mir an, ihn Jack zu nennen, wie es auch seine Freunde in Amerika taten.
Wir gingen in ein Restaurant, welches Gerichte aus Usbekistan anbietet. In solch einem war ich noch nie. Jack wählte aufgrund meiner Unerfahrenheit und des Unverständnisses der russischen Speisekarte ein Gericht für mich aus- sehr lecker! Ich aß Teigtaschen, welche mit Gehacktem gefüllt waren und dazu saure Sahne.
Wir schwatzten den gesamten Abend. Es hatte etwas von einem Wiedersehen mit einem langjährigen Freund. Er meinte schließlich, dass man mir nicht anmerke erst 16 zu sein – er habe das Gefühl mit einer Gleichaltrigen zu reden. Wie gesagt, seine Gegenwart ist sehr erfrischend- mal kein Milchbubi. Er ist permanent positiv gelaunt, lacht viel und redet viel. Er gab mir noch ein paar Tipps was das Leben in Russland betrifft. Erste goldene Regel ist, sich vor den männlichen Geschöpfen hier in Acht zu nehmen. Er meinte er selbst würde 3 mal in der Woche zum Kampfsport gehen, dadurch fühle er sich sicherer. Und wenn ich wolle, würde er mich mal dort hin mitnehmen. Zweite Goldene Regel: Wer in Russland versucht Vegetarier zu werden könne sich gleich den goldenen Schuss setzten- so meinte er. Der Winter ist kalt- da muss energiehaltige Nahrung aufgenommen werden. Und dann sagte er noch etwas, was mich sehr zum Nachdenken anregte: „Russland kann man nicht mit dem Verstand verstehen- nur mit dem Herz.“ Ich enthalte mich an dieser Stelle jedes Kommentars und lasse den Satz als einzelnen wirken.

Um zehn war ich wieder im russischen Heim. Er ließ es sich nicht nehmen, mich direkt vor die Wohnungstür zu begleiten - schließlich könnte der Fahrstuhl stecken bleiben!
Wunderbarer Abend- ich habe mich bestens amüsiert und ich musste nichts bezahlen- auch keine einzige Tür musste ich selbst öffnen. Eine prima Art seinen 2 monatigen Aufenthalt in Tscheboksary zu feiern.

Am Montag kündigte sich hoher Besuch an. Wie gesagt, immer wenn ich glaube zu wissen, was auf mich zu kommt passiert etwas Unerwartetes. So glaubte ich am Montag noch, dass mir eine entspannte, fast langweilige Ferienwoche bevorstünde- doch da kündigt sich der Mann meiner Gastmutter an. Zur Zeit arbeitet er in Murmansk, weshalb ich ihn noch nie gesehen hatte. Aber so viel weiß ich: Er bedeutet alles für meine Gastmutter. Ich fühle mich auf eine Art Probe gestellt. Meine Russischkenntnisse, mein Auftreten usw.. Bisher weiss er nicht mehr, als dass ich aus Deutschland komme und bereits auf seine Tochter aufgepasst habe. Als meine Gastmutter ihm neulich davon berichtete, fragte er nur, ob sie noch ganz richtig im Kopf sei. Seine Tochter einer Fremden anzuvertrauen!
Ich war also den ganzen Tag etwas hibbelig- wobei „etwas“ untertrieben ist.
Um 10 Uhr stand er dann in der Tür. Er ist mindestens 1,90m groß und schlank- im allgemeinen ein gutaussehender Mann. Er gab eine eindrucksvolle Erscheinung ab: langer, dunkler Mantel, Fellschapka, schwarzes, festes Schuhwerk. Sowohl diese, als auch die Kleidung welche nach Ablegen des Mantels zum Vorschein trat, waren eine Uniform- was meine Hibbeligkeit nicht gerade minderte. Seine Worte waren: „Guten Tag! Sehr erfreut.“ Ein sympathisches Schmunzeln huschte ihm dabei über die Lippen.
Wir aßen zu Abend. Dascha saß auf dem Schoß ihres Vaters, wie ein kleiner König auf seinem Thron. Immer wiederholte sie: „Das ist mein Papa und nicht eurer! Mein Papa! Ich liebe meinen Papa!“
Besagter Papa richtete das Wort an mich. Und meinte er habe nun drei Töchter- Dascha, Ksjoscha und mich. Er begann von Gemeinsamkeiten zwischen russischer und deutscher Mentalität zu sprechen. Er redete viel und klug- was mich wiedereinmal spüren ließ, wie wenig ich verstehe. Er scherzte oft. Zum Beispiel sah er den Apfelkuchen auf dem Tisch an. „Ist das nicht Scharlottka?“ Und sah mich (Scharlotta) dabei grinsend an. Im Verlauf des Abends meinte er: „Dann lasst uns mal die Scharlottka anschneiden!“ Sieht mich an und sagt: „Jetzt musst du rufen: „nneeiiin! Bitte nicht!“
Im allgemeinen ist er als sehr gebildeter, fröhlicher und witziger Mann zu beschreiben. Dennoch ist das Gefühl, geprüft zu werden, nicht ganz verschwunden.
10 Tage wird er geschäftlich in Tscheboksary zu tun haben und dann wieder nach Murmansk fliegen.

Am Dienstag ging Dascha wieder zum Kindergarten. Die letzte Woche war sie immer zu Hause gewesen und wurde vom Mütterchen betreut, da Dascha Windpocken hatte.
Dennoch war es kein gewöhnlicher Kindergartentag für das kleine Mädchen. Sie wurde von ihrem Vater hingebracht. Sie grinste bis über beide Ohren, als ihr Held (wieder in eindrucksvoller Uniform) sie an die Hand nahm und mit ihr die Wohnung verließ.
Meiner Gastmutter hingegen ging es trotz Anwesenheit ihres Mannes nicht gut. Den ganzen Vormittag saß sie nervös in der Küche und lernte. Sie würde eine Prüfung ablegen müssen, welche aus vier Teilen besteht. Es ist eine Prüfung für Grundschullehrer- soweit ich verstanden habe und ist nur in Tschuwaschisch abzulegen.
Sie las einige Fragen vor und so viel kann ich mal sagen: Wenn sie die Prüfung besteht, kann sie auch an einer Universität unterrichten. Am Dienstag würde sie den ersten Teil schreiben. Sie hatte bereits die gesamte Flasche Beruhigungstropfen ausgetrunken- doch man sah ihr an, dass sie nicht wirkten. Ich versuchte sie zu beruhigen, in dem ich ihr sagte das alles gut werden würde- schließlich habe sie bereits Lehrerfahrung.

Es war ein entspannter Tag. Ich schrieb etwas an meinem Blog, skypte mit meinem Freund und zappte durch das russische Fernsehprogramm.
Am Abend gingen wir noch zu Ksjoschas Vater, da Jana (die Tochter seiner Lebensgefährtin) ihren 11. Geburtstag feierte. Wir aßen ausgiebig, unterhielten uns und gingen nach zwei Stunden wieder.

Am Mittwoch arbeite ich etwas für den Deutschleistungskurs, welcher mich nach meinem Austauschjahr erwarten wird, vor. Ich las etwas in „Hamlet“ .
Dann ging ich zu meinem Sport. Schrecklich. Monatsanfang bedeutet auch ein neues Sportprogramm- wieder neue, seltsame Verrenkungen die keiner wirklich nachmachen kann.


Gute Nacht!