Sonntag, 22. Mai 2011

Hip Hop!



Die restliche Woche, nach dem „Tag des Sieges“, lebten noch die „Oma“ und ihr Lebensgefährte mit uns. Wenn ich zuvor glaubte, dass meine Gastmutter wert auf „viel essen“ legt, so musste ich feststellen, dass sogar noch „viel mehr wert“ auf „viel mehr essen“ gelegt werden kann. Kurz gesagt: Es gab vier Mahlzeiten am Tag. Zum Frühstück begann man mit deftiger Suppe und Abends um 9 verabschiedete man den Tag mit viel Fleisch und zum Nachtisch Süßem. Was bleibt da noch zu sagen? „Figur adieu!“

Samstags gingen Natascha, Xjuscha und ich in die Mega Moll, um ein Geburtstagsgeschenk für Lera zu kaufen. Die Geburtstagsfeier würde bereits am nächsten Tag statt finden. Also noch reichliche 24 Stunden um ein brauchbares Geschenk zu finden. Vor 8 Monaten wäre ich bestimmt schon vor einer Woche gestresst durch die Läden gerannt. Jetzt nicht mehr. In diesem Land kann man glaube ich gar nicht an Herzkasper Aufgrund von Stress sterben. Man macht sich nämlich keinen und das ist auch besser so. :)

Und schwupp war Sonntag und ich saß im „Bar Duck“ (Restaurant) zusammen mit Lera, Xjuscha, Lena, Natascha, Seda und Lisa und feierte Geburtstag. Xjuscha, Natascha und ich schenkten Lera übrigens einen großen Wecker, damit sie Samstags mal pünktlich zur Schule kommt. Hihi. Viele Schüler kommen an Samstagen absichtlich zu spät zur Schule oder schwänzen ganz. Man geht eben ungern sechs Tage die Woche zur Schule, was ich absolut verständlich finde.
Zurück zur Geburtstagsfeier: Mit vollgeschlagenen Bäuchen fiel uns nichts besseres ein, als auf den nahegelegenen, kleinen Rummel zu gehen, welcher am Golf aufgebaut wurde. Hier ein Bild des wunderbaren Gerätes mit welchem ich fuhr. Es heißt „HipHop“:


Ein wunderbares Gerät! Die Sitze sind in einer Trommel befestigt, welche sich dreht und diese wiederum ist an den großen STanken befestigt, welche sich drehen. Natascha und ich hatte vviiiieel Spaß!! :D



Rechts sitze bzw hänge übrigens ich.



Sichtlich gut gelaunt mit Zuckerwattebart....






Am Sonntagabend verabschiedeten sich die „Oma“ und ihr Lebensgefährte und reisten ans Schwarze Meer. Xjuscha und ich freuten uns über Sturmfrei, sahen bis um zwei Uhr nachts Filme und quatschten über Gott und die Welt.
Meine Gastmutter und Dascha kehrten am Folgetag aus ihrem Familienurlaub zurück. Beide sahen wesentlich entspannter und frischer aus als sonst. Offenbar hatten sie sich gut erholt. Beide berichteten von ihren Erlebnissen und meinten, auf meine Frage hin, dass mein Gastvater in ca. einer Woche nachkommen würde.

Seit der Abreise meiner Gastmutter lag hier ein Zettel, ausgestellt von der Post, rum. Zu Deutsch: Paket ist da, Paket ist da! Wir stiefelten also zur Poststelle. Wieder hieß es Schlangestehen. Als wir endlich an der Reihe waren, meinte das Schaltertantchen, dass das Paket bereits seit einem Monat nicht abgeholt worden sei und deshalb zurück geschickt worden wäre. Bäm. Schlag ins Gesicht. Meine Gastmutter gab sich so schnell nicht geschlagen.
„Es ist kein Monat vergangen. Ich war zwischendurch für 10 Tage verreist und nicht für 30! Das ist überhaupt nicht möglich! Außerdem sind sie dazu verpflichtet mindestens einen „Erinnerungszettel“ an uns zu schicken, um uns an das Paket zu erinnern.“

„Ich kann es nicht ändern. Das Paket lag einen Monat hier und keiner hat es abgeholt. Ich persönlich habe 6 Ermahnungszettel ausgefüllt.“

„Unmöglich! Wir haben nur einen!“

„Das kann ich nicht ändern. Das Paket befindet sich nicht mehr in unserer Obhut.“


Erfolglos verließen wir das Postamt, gingen ins nächste Geschäft und erledigten kleine Einkäufe. Meine Laune war im Eimer- wie jedes mal, wenn es Gezeterte auf der Post gab, nur weil ich einen Gruß aus der Heimat abholen wollte. Xjuschas Mutter war auf 180, was schließlich dazu führte, dass wir noch einmal zur Post gingen: Mit entschlossenem, tödlichen Blick marschierte sie direkt auf das Schaltertantchen zu, ignorierte die Warteschlage und verlangte sofort den Vorgesetzten sprechen zu wollen:

Sie: „Es kann ja wohl nicht war sein, dass es hier jedes mal Probleme gibt, nur weil das Kind seine Pakete abholen möchte! Wieso haben wir keine Erinnerungszettel bekommen und warum befindet sich das Paket nicht mehr in ihrer Obhut?!“

Vorgesetzte: „Ich kann da auch nichts machen. Wenn die Kollegin sagt, sie habe persönlich sechs Zettel ausgefüllt…“


Schließlich fand man heraus, dass die sogenannte Kollegin den Wisch falsch ausgefüllt hat und so aus Wohnung 180, Wohnung 780 wurde. Sehr schlau. Das Stadtbild Tscheboksarys ist förmlich von Wolkenkratzern, mit bis zu 780 Wohnungstüren, geprägt….

Vorgesetzte: „Oh, dann handelt sich es um ein Versehen unsererseits. Sie können das Paket morgen abholen. Dazu müssen sie zum Hauptpostamt fahren, welches sich im Stadtzentrum…“

Gastmutter: „ Ich fahr nirgendwo hin! Sie schicken das Paket hier her zurück!“

Vorgesetze: „Ach hier ist übrigens noch ein anderes Paket für sie…“

Gastmutter: „Wie bitte?! Noch ein anderes? Da haben wir aber auch keinen Zettel bekommen!“

Vorgesetzte: „Ja, es wurde uns erst heute zugestellt. Sie können es gleich in empfang nehmen, wenn sie möchten. Ich bräuchte dann nur ihren Ausweis…“

Das Paket wurde uns ausgehändigt. Gastmutter immer noch auf 180- oder mittlerweile schon auf 200.

„Das Kind ist übrigens deutsche Staatsbürgerin! Jedes mal so ein Stress! Was wird das Kind wohl zu Hause erzählen…“

Wir verließen das Postgebäude.
Dascha und ihre Mutter machten sich nun auf dem Weg zu „Mütterchen“, wo sie übernachten würden. Ergo: Xjuscha und ich hatten wieder Sturmfrei. Jeha!

Im russischen Heim angekommen öffnete ich das Paket meiner Eltern. Es enthielt: ein Schreiben meines Vaters und meiner Mutter, jede Menge Süßkram (u.a.: Nutella. Xjuschas Augen funkelten, als ich jubelnd das Schokokremglas aus dem Paket zauberte.), ein Spielzeugeinhorn für Dascha, Osterhasen für Xjuscha, ein Ring von meiner Schwester an mich (mit Gravur, als Zeichen unserer Verbundenheit. Haaach Schwesterliebe… xD ) und ein Buch. Aber nicht irgendein Buch- nein…sondern mein Buch. Mein Vater hatte meine Texte bereits binden lassen. Da hielt ich es nun in der Hand. Mein Buch. Unwirklich. Nun weiß ich seit ca. 8 Monaten, dass ich ein Buch veröffentlichen werde, bringe meine Erlebnisse zu Papier und kann’s trotzdem noch nicht realisieren. Realisieren hin oder her- ich musste es noch irgendwie meiner Gastfamilie beibringen. Zum Glück hatte mein Vater eine Übersetzerin ausfindig gemacht, welche den Text ins russische brachte. So hielt ich nun schon zwei Bücher in der Hand, von deren Existenz hier noch niemand etwas wusste. Ich schritt also zur Tat:
Hinter meinem Rücken versteckte ich die Bücher und ging zu Xjuscha. Sie saß ahnungslos auf dem Sofa, unseres Zimmers, und surfte im Internet. Als sie bemerkte, dass ich regungslos vor ihr stand, sah sie mich fragend an:

Sie: „Ist was ?“

Ich (kurz und schmerzlos): „ Ich bringe ein Buch raus.“

„Was?! Worüber?“

„Über mein Austauschjahr hier.“

„Hm. Und wieso?“

Und nun begann ich ihr zu erklären, dass ich damals, als ich mich entschied nach Russland ging, verzweifelt Lektüre suchte, welche mich auf das Bevorstehende Russlandabenteuer vorbereiten würde. Vergeblich. Ich erklärte ihr, dass man da, wo ich her komme, eigentlich keine Vorstellung hat, wie das Leben heutzutage in Russland aussieht und, dass es letzten Endes alles durch meinen Vater ins rollen gebracht wurde.
Sie hörte es sich ruhig an. Ich gab ihr das Buch. Ihre Augen weiteten sich:

„Was- etwa schon fertig?“

„Nein, das ist nur ein Prototyp.“

Sie begann noch am selben Abend zu lesen.
Am nächsten Tag erklärte ich meiner Gastmutter mein Vorhaben. Sie reagierte ruhiger, als ich zunächst annahm. Auch sie begann zu lesen.
Am nächsten Tag meinte sie schließlich, dass sie die ganze Nacht durchgelesen habe und nicht aufhören hätte können. Mit einer Mischung Verwunderung und Anerkennung lobte sie meinen Schreibstil.
Am Nachmittag holte ich nun endlich das Paket meiner Großtante ab. Dieses war randvoll gefüllt mit Süßigkeiten und Backutensilien (u.a. eine Springform!). Vielen Dank, es kommt wie gerufen, denn bald hat meine Gastmutter Geburtstag und da werde ich wieder backen! Danke! :)

Themenwechsel: Schulalltag:
Mein Schuljahr in Russland nähert sich dem Ende, doch viel Zeit zum Trübsalblasen habe ich nicht. Warum? Abschlussarbeiten. In allen Fächern wird gegen Ende des Schuljahres eine Arbeit geschrieben, welche den Lernstoff des gesamten Schuljahres umfasst. Und so war auch für mich die Abschlussarbeit in Russisch unumgänglich. Am 19.05.11 saß ich mit rauchendem Kopf, im Russischklassenzimmer der dritten Etage, am vorletzten Platz der mittleren Reihe und versuchte u.a. verzweifelt die Partizipkonstruktionen in dem zuvor diktierten Text farblich hervorzuheben… Bauchgefühl? Gibt’s nicht. Ist schreiend weggerannt…

Wir schreiben Samstag, den 21.05.11, ein historischer Tag für mich. Der letzte Samstag meines Lebens, welchen ich in der Schule verbringen werde. Jeha! Ich bin so was von froh, das man in Deutschland nur 5 Tage in der Woche zur Schule geht!
In der Pause lief ich der Schulärztin über den Weg. Sie fragte mich nach meinem Befinden und irgendwie entwickelte sich daraus schließlich ein Gespräch über die niedrige Bezahlung von Ärzten. Im Durchschnitt verdient ein Arzt hier 6 000 Rubel (150 Euro), ein Grundschullehrer 8 000 Rubel (200 Euro), ein Busfahrer 10 000- 12 000 Rubel (250-300 Euro).Als ich später meine Gastmutter fragte wie viel denn notwendig sei, um ein „normales“ Leben zu führen, meinte sie 20 000 Rubel (500 Euro). Ich war geschockt! Es ist für mich unbegreiflich, wie ein Arzt, ein studierter, wissender Mensch, welcher im Stande ist Leben zu retten, weniger verdient, als ein Busfahrer! Im weiteren Verlauf des Gespräches meinte sie das Gehalt sei deshalb so niedrig, weil besagter Mann bzw. Frau der Medizin nichts herstellt. Er nimmt nur Staatsgelder, gibt aber nichts zurück. Im späteren Gespräch mit meiner Gastmutter fragte ich sie, warum ein Busfahrer dennoch mehr verdient, obwohl er ebenfalls nichts herstellt. Soweit ich verstanden habe ist der Entscheidende Unterschied folgender: Lehrer und Ärzte bekommen ihr Geld aus einem Budget ausgezahlt, worin zuvor u.a. der Steuerzahler eingezahlt hat. Da dieser „Topf“ allerdings eher halbleer, als halbvoll zu sein, ist auch das Gehalt nicht üppig. Der Busfahrer allerdings arbeitet mit „lebendigem“ Geld. Es fährt, nimmt Leute mit, Passagiere bezahlen, Busfahrer bekommt Geld. Nach diesen Gesprächen wurde mir auch klar, warum ich im Krankenhaus fast ausschließlich weibliche Ärzte antraf: Die Rollenverteilung in Russland ist klassisch: Mann ernährt Familie. Aber wenn Mann ein gewöhnlicher Arzt ist, reicht das Geld vorn und hinten nicht um diese „Ernährerrolle“ zu erfüllen.

Am Nachmittag kam Dima, Xjuschas Bruder, zu Besuch und brachte mit sich frohe Kunde: Xjuscha und ich fahren zu ihm nach Wolgograd! Damit geht ein Traum für mich in Erfüllung! Jeha! Mag sein, dass einige unter euch meine Freude nicht nachvollziehen können- noch nicht. Wolgograd ist eine Millionenstadt an den Ufern der Wolga, ca. 1000km entfernt von Cheboksary, und trug bis 1961 den Namen Stalingrad. Im Gedenken der siegreichen „Schlacht von Stalingrad“ wurde ein gigantisches Denkmal, von 84 Metern Höhe und 7900 Tonnen Gewicht, errichtet. Das will ich unbedingt mit eigenen Augen sehen! Einzelheiten der Hin- und Rückfahrt, sowie Aufendhalt müssen noch Ausgekaspert werden, aber ich freu mich jetzt schon RIESIG!
Übrigens begann auch er sofort den Prototyp zu lesen. Meine Gastmutter kam zwischendurch belustigt ins Zimmer und meinte:
„Dima sitzt da und liest. Er will nichts essen, keinen Tee und auch nicht mehr weg fahren. Er liest.“
Hihi.

Lotte

Fazit: Ein Arzt verdient weniger, als ein Busfahrer. Verdrehte Welt…

PS.: Ein besonderer Gruß geht an mein Schwesterlein, welches diese Woche eine OP über sich ergehen lassen musste. Ich bin froh, dass alles gut geklappt hat und, dass es dir gut geht! Ich liebe dich. Du fehlst.

Samstag, 14. Mai 2011

Der Tag des Sieges!

Am Montag, dem 9. Mai, schlurfte ich gegen 10 aus meinem Bett zur Küche, um irgend Essbares zum Frühstück zu finden. Ich öffnete die Küchentür. Die „Oma“ stand bereits am Herd und brutzelte Eierkuchen - ein besseres Frühstück hätte es nicht geben können. Ich schnappte mir also ein paar der goldgelben Teigteller und setze mich an den Tisch. Der Fernseher lief. Das fast ununterbrochene Laufen des Fernsehers ist hier nichts ungewöhnliches, weshalb ich mittlerweile schon gar nicht mehr drauf achte. Erst als ich direkt vor dem Fernseher platz nahm, rückte besagtes Kommunikationsgerät in das Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Zu sehen war der Rote Platz in Moskau, welcher festlich geschmückt war. Die Marschmusik verstummte. Es folgten geschrieene Anweisungen. Die Soldaten blieben zeitgleich stehen. Medvedjew hielt eine Rede zum Sieg im 2. Weltkrieg und zum Gedenken an die verheerenden Ausmaße dieses Ereignisses. Es folgte eine Schweigeminute. Schließlich gratulierte er allen Veteranen und Staatsbürgern Russlands zum Festtag. Das auf dem Platz versammelte Militär rief exakt zeitgleich „Ura!“ („Hurra“). Es folgten geschrieene Anweisungen und es wurde weiter marschiert. Bemerkenswerterweise änderte sich der Abstand zwischen den Soldaten während des Marschierens nicht. Es folgte ein Luftbild. Hoppla. Das sind aber viele. Und alle im Gleichtakt. Exaktheit. Es folgten Waffen und Fahrzeuge (z.B.: Panzer, Raketen). Der Kommentator bemerkte jeweils welche Zerstörungskraft die jeweiligen Waffen haben und auch welche Soldaten gerade marschieren. Mir verging der Appetit. Es wird einem schon etwas anders, wenn man eine Stunde ausdruckslose, im Gleichtakt marschierende Soldaten, Kampffahrzeuge und Waffen sieht - vor allem wenn die „Oma“ begeistert bemerkt, dass dies nur ein kleiner Teil der eigentlichen Armee ist.
Um 11 war die Parade vorbei. Die „Oma“ schaltete um. Nun sahen wir die Parade in St. Petersburg. Voller Stolz berichtete sie mir, dass einer ihrer Söhne (der Bruder meines Gastvaters) daran teilnimmt. Während die Soldaten marschierten und die Kommentatoren kommentierten, bemerkte der Lebensgefährte der „Oma“ dass hier um 10 Uhr auch eine Parade war. Na klasse. Ist ja nicht so, dass ich mir das nicht gern angesehen hätte…

Gegen Eins traf ich mich mit Nastina. Auf dem Weg zum Treffpunkt erfolgte im Trolleybus eine außergewöhnliche Durchsage. Eigentlich hört man nur Standarddurchsagen wie: „Achtung, die Türen schließen sich. Die nächste Haltestelle ist…“ oder „Liebe Mitfahrer, seien sie aufmerksam und umsichtig! Geben sie ihren Sitzplatz an Behinderte, Ältere, Kinder und Schwangere!“ doch seit einigen Wochen (zeitgleich mit Beginn der Stadtverschönerung durch bunte Fahnen ect.) ist ungefähr folgendes vernehmbar: „Liebe Veteranen, wir gratulieren euch zum Tag des Sieges, wünschen euch Gesundheit, Glück und ein langes Leben! Auch allen Staatsbürgern gratulieren wir zu Festtag!“ Und passend dazu stieg auch gleich ein Veteran ein. Erkennbar in seiner alten Uniform gekleidet (es ist üblich seine alten Uniformen wieder zu tragen, sobald der 9. Mai sich nähert.) Sofort standen drei Leute auf und boten ihm einen Sitzplatz an. Er setzte sich nicht, sonder winkte dankend ab. Ein kleines Mädchen mit Blumenstrauß sprang vom Schoß ihrer Mutter und überreichte die Blumen (Xjuscha erzählte mir später, dass die Grundschulklassen sogar Kriegsveteranen besuchen würden, um ihnen Blumen und Dankesworte zu überreichen). Auch bezahlen musste der Veteran für die Fahrt nicht. Am 9. Mai gibt es hier etliche Vergünstigungen - so mussten Ältere auch nicht für Handyanrufe bezahlen.
Während der Trolly so vor sich hin zuckelte, bekam ich mindestens drei Niesattacken (Dank Allergie) und jedes Mal wünschten mir die umgebenden Mitfahrer „Gesundheit!“ und gratulierten mit zum Festtag - man war spürbar gut gelaunt.
Mein Blick fiel auf die Fahrbahn, als ich eine Polizeisirene hörte. Ein Polizeiauto fuhr vorbei, gefolgt von einem Auto, welches einen „Minipanzer“ auf der Ladefläche hatte - vermutlich noch von der Parade. Übrigens wurde vor nicht allzu langer Zeit die russische Miliz in Polizei umbenannt. So findet man nun die blausilbernen Autos sowohl mit dem Aufdruck „Milizija“ und „Polizija“ vor.

Schließlich stieg ich an der Haltestelle in der Nähe der Wolga aus und fand mich in einem Gedränge von Menschen wieder. Es ist normal und verständlich, dass der hier sogenannte „Golf“ (da, wo das Denkmal der Mutter Tschuwaschien steht - an der Wolga) viele Besucher anzieht, schließlich ist er wunderschön. Man sah Alte, Junge, Familien und Veteranen. Auch andere, welche eine Uniform als Dienstkleidung tragen, trugen diese heute.
Am vereinbarten Treffpunkt begegnete ich Nastina. Sie trug u.a. eine orange-/schwarz gestreifte Schleife. Das Zeichen des Tages, welches überall zu sehen ist (z.B.: als Autowimpelchen oder an Kleidung). Nastina hatte supergute Laune und meinte zunächst einmal, dass sie es klasse fände, das ich den Ausflug vorgeschlagen hätte. Die letzten Jahre wäre sie am 9. Mai nicht vor die Tür gegangen. Sie gestand kein sonderlicher Patriot zu sein. Wir bahnten unseren Weg durch die Menschenmengen und schlenderten am Ufer entlang. Alles war festlich dekoriert, es ertönten alte Kriegslieder, Buden boten Souvenirs, Essen und Sonstiges an. Hüpfburgen, Kutschfahren, Künstler usw. waren auch vor Ort. Ein reges, heiteres Treiben. Zudem hatten wir riesiges Glück mit dem Wetter: 22°C und Sonnenschein!

Später am Nachmittag trafen wir noch eine Freundin von Nastina. Sie hatte schon viel von mir gehört und freute sich sehr, mich kennen zu lernen. Kurz bevor ich mich auf den Heimweg machte meinte sie: „Ich hab zwar von Nastina gehört, dass dein Russisch gut ist, aber glauben wollt' ich’s nicht… Doch als ich dich begrüßt hab' und du antwortetest „Privjet!“ hätte ich für nichts auf der Welt gewettet, dass du nicht von hier bist!“
(Ihr habt keine Ahnung wie gut es nach wie vor tut, so etwas zu hören:)

Im russischen Heim angekommen setze ich mich an den gedeckten Festtagstisch. Die anderen Großeltern waren zum Besuch. Wir aßen gemeinsam. Es war so ein schöner Tag!




Plakate in der Stadt mit der Aufschrift: 9. Mai. Tag des Sieges.



Plakate, welche über die Straße gespannt wurden. Hier ein Plakat auf Tschuwaschisch.


Trolleybusswindschutzscheibe (rechts): kleines Plakat mit der Aufschrift: 9. Mai










Straßenlaternen mit Russischer und Tschuwaschischer Flagge dekoriert. Außerdem seht ihr auf dem Bild eine der weißen (komfortableren) Marschrutken.






Nastina. Augenmerk auf die Schleife (rechts).








Kutsche.








Zum Tag des Sieges!










Künstler, Menschen, Buden.












Bootsfahrten.








Die vollgestopfte Brücke zum Mutterdenkmal.










Denkmal der Mutter Tschuwaschiens.






:)
























So. In zwei Stunden geh ich Eurovision schauen.




Fazit: "Am Tag des Sieges geht es nicht nur um das Feiern des Sieges im Zweiten Weltkieg, sondern auch um Gedenken und Erinnerung. Denn nur wer weiß, was in der Vergangenheit geschah, kann verhindern, dass die selben Fehler in der Zukunft erneut gemacht werden!"




Quietschvergnügte Grüße




Lottchen




Donnerstag, 12. Mai 2011

Herrin der Flammen

Und wieder quälte ich mich an einem Samstag Morgen aus dem Bett und machte mich mit Xjuscha auf den Weg zur Schule. Als ich in dem wie immer vollgestopften Trolli vor mich hin tuckerte und mich mit dem Gedanken aufheiterte, dass heute nur zwei Unterrichtsstunden stattfinden würden, hatte ich eigentlich noch keine Ahnung was genau mich an diesem Samstag erwartete.
Nach Informatik und Literatur versammelten wir uns auf dem kleinen Innenhof der Schule, wo auch am 1. September die kleine Begrüßungsfeier stattfand und ich das erste Mal eine kleine Ansprache zu meiner Persönlichkeit und meinem Aufenthaltsgrund hielt. Mit einem kleinen Schmunzeln erinnerte ich mich zurück: Als mir damals meine Englischlehrerin sagte, ich solle mich vorstellen, wäre ich fast gestorben vor Aufregung. Meine deutschen Gedanken bastelten eine Rede zusammen, welche ich auf dem Weg zur Bühne verzweifelt versuchte zu übersetzen und meiner Gastschwester Löcher in den Bauch fragte. Während ich an diesen Tag vor nun ungefähr 8 Monaten dachte, bemerkte ich, dass sich doch eine Menge verändert hat: Hätte mich jetzt jemand gebeten etwas auf russisch zu sagen, wäre ich auf die Bühne gegangen, hätte mir das Mikro geschnappt und drauf los geplappert. Wenn ich allerdings etwas auf deutsch hätte sagen sollen, wäre es vermutlich etwas schwieriger geworden. Warum? Diesmal müsste ich meine russischen Gedanken ins Deutsche übersetzen…
Na ja, seine Muttersprache verlernt man nicht so schnell - wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Und so standen wir nun auf dem Innenhof. Versammlungsgrund war der bevorstehende Feiertag „Tag des Sieges“, welcher hier am 9. Mai gefeiert wird. Die Vorbereitungen zu diesem Feiertag konnte man bereits einige Wochen zuvor in der Stadt ausmachen. Überall wurden bunte Fahnen aufgestellt, Plakate mit der Aufschrift „9. Mai - Tag des Sieges“ – sowohl auf Russisch als auch auf Tschuwaschisch aufgehängt.
Ungefähr eine Stunde wurde ein kleines Programm aufgeführt. Die Direktorin hielt eine Ansprache, man sang Kampflieder und trug Gedichte vor. Sogar sechs Jungs in Uniform marschierten auf. Übrigens muss ich hierbei mal etwas Wichtiges anfügen: Obwohl es „Tag des Sieges“ heißt, geht es eigentlich weniger um das Feiern des Sieges (trotzdem man hier nach wie vor stolz darauf ist) sondern eher um die Erinnerung an das geschehene Leid. Zum Schluss liess man Luftballons aufsteigen. Nach der Veranstaltung kamen einige Schüler auf mich zu und fragen mich, ob man den 9. Mai auch in Deutschland feiern würde und wie ich mich gerade bei dem Programm gefühlt hätte. An sich kann ich dazu sagen: Ich hab mich eigentlich ganz normal gefühlt- nicht pudelwohl aber auch nicht unwohl. In den Ansprachen wurde nur auf das „faschistische Deutschland“ geschimpft und da fühle ich mich einfach nicht angesprochen. Geschichte. Aus und vorbei. Wiederholungen gilt es zu verhindern.


Versammlung.







Diesmal hatte ich einen Fotoapperat dabei. Ich hatte schon am 1. Spetember von "an Mickey Mouse erinnernden Kopfschmuck der Mädchen" gesprochen. Hier mal ein Bild, damit ihr mich nachvollziehen könnt.




Marsch!










Ansprache der Direktorin.







Sechs "Engel" für Scharli.





Sonntag waren wir dann grillen. Xjuscha, Lisa, Lena, ihr Freund, Seda, Nastja, Timur und ich schmissen unser Geld zusammen und kauften Würstchen, Brot und sonstiges zum Schnabulieren. Wir gingen in einen Park, in welchem ich zuvor noch nie war, und wo Grillen/Lagerfeuer erlaubt ist.
Problem: Hier hat noch keiner ein Lagerfeuer gemacht geschweige denn selbst angezündet. Also musste ich ran. (Liebe Grüße an meine Eltern, welchen ich danken möchte, dass man mir bei gebracht hat wie so etwas geht. - keine Sorge: Für Löschwasser hatten wir auch gesorgt) Nun ja. Trockenes Gras, dünne Zweige und das Lagerfeuer brannte. Die „Kerle“ sahen mich entgeistert an. Tja als Pfadfinder eignen die sich nicht…
Seda hatte zum Glück an ein scharfes Messer gedacht, also schnitzen wir noch ein paar Stöcke zum aufspießen der Würstchen zurecht.
Es war ein sehr schöner Tag, gefüllt von Lachen, beschienen von Sonne und Temperaturen um 22°C !


Ich bin die Herrin der Flammen :D













Nastja (Sonnenbrille) und Lisa (rosa Sonnenbrille) .







Es war so schön sonnig :)





Seda beim Würstchenspieß schnitzen.








Einer der wenigen Schnappschüsse, auf welchem Xjuscha und ich zu sehen sind.









Den Eintrag zum 9. Mai stelle ich später online.


Sonnigste Grüße aus Russland (ich weiß, dass bei euch kurzzeitig Schneefall war .haha.)

Lottchen

PS.: Ein besonderer Gruß geht an meinen Opa, welcher zzt. im Krankenhaus liegt. Ich hoffe


es geht dir den Umständen entsprechend gut und du erholst dich bald wieder! Ich denke an dich und sende einen schnell- gesund- werd- Gruß zu dir. :)
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Freitag, 6. Mai 2011

Volksschule





Nun also endlich der langersehnte Blogeintrag zu meinem Ostererlebnis in Russland:
Ostern ist hier einer der wichtigsten Feiertage, weshalb sich auf diese Feierlichkeit gründlich vorbereitet wird. Zum Beispiel nimmt man das Fasten hier sehr ernst. Sogar ind er Schulkantine wurde eine extra „fastengerechte“ Mahlzeit angeboten!
Vor dem Ostersonntag wird die Wohnung gründlichst geputzt, gewienert und gebohnert.
Für den Feiertag der Auferstehung Jesus Christus hatte sich bei uns die gesamte Familie angekündigt- nur mein Gastvater wurde nicht in den Urlaub entlassen, weshalb er nicht kommen konnte.
Wie immer stand ich, dank Dascha, an einem Sonntag gegen 8 Uhr auf. Es gab eine Menge vorzubereiten, denn schließlich muss man die Meute irgendwie satt bekommen. Ich half also meiner Gastmutter und machte Sushi. (wer hätte gedacht, dass ich die Zubereitung von Sushi ausgerechnet in Russland erlerne…).
Als Xjuscha sich gegen 11 endlich aus dem Bett bewegte meinte meine Gastmutter:
„So, ihr könnt jetzt suchen gehen!“
Xjuscha: „Was hast du denn verloren?“
„Nichts. Scharlotta hat erzählt, dass man an Ostern in Deutschland Süßigkeiten und kleine Geschenke versteckt, also könnt ihr jetzt suchen gehen.“

Ich freute mir ein Loch in den Bauch- ist schon süß, was meine Gastmutter manchmal so amcht, damit ich mich heimisch fühle. –Sie versteckte übrigens eine kleine Schokoladentafel für jeden.
Gegen 1 kamen dann die „Oma“ und ihr Lebensgefährte und halfen beim schnippeln und kochen.
Um 3 kamen dann die Gäste: Mütterchen und ihr Mann, die beiden Schwestern meiner Gastmutter mit Familie und noch weitere Personen, deren genaue Position im Familienstammbaum ich vergessen habe. Wir nahmen Platz am Tisch. Als die „Oma“ den Blick über den, mit Essen zugestellten, Tisch schweifen ließ, meinte sie zu mir:
„An Ostern werden hier sehr viele ins Krankenhaus eingeliefert.“
Ich (verdutzt): „Wieso?“
„Heute endet die Fastenzeit und überall sind die Tische so reicht gedeckt wie hier. Der Grund für die Einliferungen ins Krankenhaus ist schlicht und ergreifend: man überfrisst sich.“

Haha. Ich bin bald nicht mehr geworden! :D
Um euch vorstellen zu können, was hier ein „reichgedeckter“ Tisch ist, beschreibe ich euch, was auf der Speisekarte stand:
3 Salate, Obst, Gemüse, Brot, Wurst und Käse, Sushi, Fleischpirogen, Apfelpirogen, Plow, Huhn, eine Torte, Schokolade und Russischer Zupfkuchen. Letzteres habe ich zum Festessen beigesteuert (Danke an meine Großtante, welche wieder das Rezept beigesteuert hat :)). Diesen Kuchen kennt man hier übrigens nicht und er fand höchste Begeisterung. Ich bekam sogar einen Handkuss, vom Lebensgefährten der „Oma“, welcher begeistert meinte, dass in Deutschland mir die Kerle bestimmt in Scharen hinterher laufen, bei solchen Kochkünsten. Hihi.
Nachdem Xjuscha und ich kurz vorm platzen waren, gingen wir zu Xjuschas Vater, um uns dort wieder an einen gedeckten Tisch zu setzen und zu platzen.
Übrigens begrüßt man sich an Ostern nicht mit „Hallo“ sondern mit: „Christus ist auferstanden“ und man erwidert: „Wahrhaftig auferstanden.“
Es war ein wundervoller Tag.





Selbst an der Kirche wurde über der Tür der Schriftszug "Христос Воскрес" (Christus ist auferstanden) angebracht.







Man färbt hier übrigens auch Eier un verschenkt sie sogar. Dies hatte allerdings zur Folge das ca. 20 Schüler meiner Gastmutter beschlossen ihr jeweils ein Ei zum Osterfest zu schenken, auch Verwandte schenkte die kleinen Kunstwerke. Es gab bei uns anschließend alle Variationen von Eiergerichten....





Die darauffolgende Woche verlief ohne besondere Ereignisse, nur am Donnerstag hatten wir Schulfrei, da die 11. Klassen bereits in einem Fach ihre Abschlussprüfung ablegten- die restlichen Fächer werden Ende Mai/ Anfang Juni geprüft.
Ich nutzen den wunderbar sonnigen Tag um viele kleine, geheime Mitbringsel für ganz geheime Verwandte zu besorgen. :)
Am Wochenende (ist ja leider nur Sonntag) ging ich mit Xjuscha an der Wolga spazieren und widmete mich lästigen Hausaufgaben.


Montag holte ich wieder mal Daschenka vom Kindergarten ab. Den ganzen Heimweg sprudelte sie fröhlich vor sich hin und wiederholte dabei immer wieder: „Wir fahren mit Papa in den Süden!“ Und das stimmt. Mein Gastvater hat endlich Urlaub bekommen, weshalb meine Gastmutter, er und seine Tochter ans Schwarze Meer fahren.
Die überglückliche Dascha und ihre Mutter verließen am Dienstagabend die Wohnung. Man belehrte Xjuscha und mich auf die „Oma“ zu hören (welche nun auf uns aufpassen wird) du verschwand schließlich in Richtung Moskauer Flughafen.

In Russisch lernte ich etwas- meiner Meinung nach- wirklich interessantes. Und zwar: Im Lehrbuch stand geschrieben, dass man in Deutschland, wenn man etwas an einer Hand abzählt, mit dem Daumen beginnt und die Finger dabei ausstreckt. In Russland beginnt man mit dem Kleinen Finger und klappt die Finger während des Zählens ein. Mir ist zuvor nicht mal in den Sinn gekommen den Daumen nicht als ersten, sondern als letzten Finger einer Hand anzusehen…




Was das Wetter hier angeht, so kann ich folgendes sagen: Hurra! Der Schnee ist endlich weg! Allerdings hat das den unerwünschten nebeneffekt, dass nun die im Schnee versteckten Müllberge, verursacht durch Ignoration der Mülleimer, zum Vorschein kommen. Ich hab das mal für euch fotografiert- so sieht es hier fast überall aus, aber die Aufräumarbeiten laufen bereits.









Übrigens: Das Zeitungsinterview wurde gedruckt. In der Zeitung «Народная Школа» „Volksschule“ fülle ich nun eine gesamte A 4 Seite und im nächsten Heft folgt die Fortsetzung. Ich habe euch den Text übersetzt, wobei ich anmerken muss, dass meine Sprachgewandtheit dem Niedergeschrieben leider nicht entspricht.



Ein Foto des Zeitungscovers. Die obere Zeile wird in etwa "Chaloch schkulje" ("ch" wie bei "Loch") ausgesprochen und bedeutet das selbe wie "narodnaja schkola"- "Volksschule" .


Übrigens: Das Cover zeigt die selbe Kapsel, welche ich im letzten Blogeintrag fotografiert habe, nur diesmal ist besser zu erkennen , wie klein der Raum für den Kosmonauten war.













Meine A4 Seite :)











Gast aus Deutschland: über den Zauber in Tschuwaschien

Die gute Tradition weiterführend, sich mit Ausländern, Lesern, Autoren, Pädagogen der Republik, sowie mit Gästen aus dem Ausland zu treffen, traf sich diesmal unser Journal „Chalach schkule- narodnaja schkola“ mit Scharlotta R. (17 Jahre, Deutschland). Scharlotta lernt schon ein halbes Jahr im Tscheboksary und spricht wunderbar Russisch. Über das, was dem jungen Gast Russlands verwunderte, was sie antraf, welchem Zauber sie in Tscheboksary und Tschuwaschien begegnete, erfahrt ihr in unserem Interview mit ihr.

- Meine Eltern - gab Scharlotta zu- lernten in ihrer Jugend Russisch, deshalb wählte ich, als vor mir die Wahl der Zweitsprache (nach Englisch), zwischen Französisch oder Russisch, in meiner Heimatschule in Deutschland, stand, Russisch. Französisch wollte ich nicht wirklich lernen, mir schien, sie sei schwer, da sich die Schreib- und Sprechweise sehr unterscheidet. Ich dachte, dass Mama und Papa mir mit Russisch helfen. Doch es erwies sich, dass sie viel vergessen haben. Also muss ich es allein meistern. Meine Zwillingsschwester lernt zzt. in Deutschland, ebenfalls Russisch, aber es scheint, dass sie die Sprache noch nicht gut kann. Ja und wenn ich ehrlich bin, spreche auch nicht gut.
- Scharlotta, wie kannst du nur! Deine Pädagogen haben doch eben erst bemerkt, dass du eine wunderbare Grammatik und Aussprache hast!
- Hm, ich weiß nicht…
- Das heißt, du glaubst, Russische ist eine leichte Sprache?
- Ha-ha-ha, so dachte ich, doch als ich das erste mal nach Russland kam, erwies es sich natürlich anders. Vor zwei Jahren war ich in St. Petersburg für 10 Tage. Damals habe ich gerade erst angefangen Russisch zu lernen. Überhaupt träumen viele in Deutschland in die USA zu fahren. Ich weiß nicht, was sie so begeistert, vielleicht hat sich bei allen der Amerikanische Traum festgesetzt „nach dem Motto: so ein cooles Land“, gefüllt von Kino- und Musikstars. Und eben genau deshalb, weil viele nach Amerika wollen, wollte ich nicht. Ich brauchte ein besonderes, ungewöhnliches Land. Und ich fand so eines- Russland.
- Welche Fächer lernst du an der hiesigen Schule?
- Algebra, Geometrie, Russisch, Englisch, Physik, Geografie, Geschichte, Biologie, Literatur.
- Was gefällt dir am meisten?
- Geschichte und Russisch.
- Und Sport?
- Oh, nein! Das Fach habe ich nicht und das ist auch gut so!
- Womit beschäftigst du dich neben der Schule?
- Ich lernte 8 Jahre Flöte, doch hörte dann auf. Dann ging ich tanzen: Walzer, Samba, Cha-cha… Und hier gehe ich zum Bauchtanz und sticke.
- Hattest du zu Anfang Probleme mit der Aufnahme in deine Gastfamilie?
- Nein, alles war seit Beginn gut. Man brachte mir bei Pirogen zu backen, Borschtsch zu kochen usw. Und ich habe für meine tschuwaschische Familie Pudding aus Milch, Kartoffelstärke, Kakao und Zucker. Im allgemeinen mag und kann ich kochen.
- Hast du schon mit deiner zukünftigen Lebensauswahl, nach der Schule auseinandergesetzt ?
- Ich habe darüber nachgedacht. Nach der Schule möchte ich die Universität besuchen. Höchst wahrscheinlich wird es irgendwas in Verbindung mit Sprachen.

(Ende im nächsten Heft)
Aufbereitung
Olga Nikitina




Liebste Grüße


Lottchen